A62: Medizinische Schriften, Seite 132

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lichen Körper zugeführt, nachtheilig auf den Organismus wirken
könnte, kann ich erfahrungsgemäss nicht theilen, nachdem ich in
den letzten drei Decennien in verschiedenen Etablissements wohl
über 100 Personen, die speciell in diesen Räumen verwendet
wurden, kennen gelernt, die sich ausnahmstos wohlbefanden und sich
grossentheils noch heute einer guten Gesundheit zu erfreuen haben,
da kein solches Individuum in dieser Zeit, soweit es mir eben
möglich war zu eruiren, mit Tod abgegangen, mit Ausnahme
einiger weniger Personen, die ein hohes Alter erreichten; auch
sind diese, soweit ich es feststellen konnte, nicht der Tuberculose
erlegen.
Ich selbst war durch viele Jahre nicht nur den ganzen Tag
in diesen Räumen thätig, sondern ich hatte auch später unmittel¬
bar neben dem Bäderräume mein Arbeitszimmer, welches immer
durch eine offene Thür mit letzterem verbunden war, ohne im
Geringsten einen nachtheiligen Einfluss wahrgenommen zu haben.
Ich brauche wohl nicht erst hervorzuheben, dass, für den Fall
meine Erfahrung von berufener Seite Bestätigung finden sollte, dieses
Mittel ein sehr einfaches, auf billige Weise herzustellendes wäre und
daher auch dem Aermsten zugängig gemacht werden könnte.
Herr Professor v. Schrötter sagte in seinem Vortrage:
„Es ist geradezu eine Pflicht der Menschen, sich von Zeit zu
Zeit aufzuraffen und mit voller Energie immer wieder Alles zu ver
suchen gegen einen Feind, der in Wien Jahr für Jahr durchschnitt-
lich nicht weniger als den vierten Theil aller Todesfälle verlangt.
Ich habe nun, seinem Aufruf Folge leistend, mich angeregt
gefühlt, meine Erfahrungen in schlichten Worten, den Thatsachen
entsprechend, zur Kenntnis der massgebenden Kreise zu bringen und
wünsche vom Herzen, dass ich mich nicht getäuscht habe und dass
dieselben Bestätigung finden mögen zur Linderung und zum Heile
der an dieser furchtbaren Krankheit leidenden Menschheit.
Habe ich mich geirrt — nun dann will ich gerne einen mich
etwa treffenden Vorwurf, »nur Staub aufgewirbelt zu haben', ruhig
hinnehmen und mich mit dem Bewusstsein zu trösten wissen,
wenigstens den besten Willen gehabt zu haben, der Allgemeinheit
zu nützen und um einzustimmen in den Ruf:
„Das kostbarste Capital der Staaten und der Gesellschaft ist
der Mensch.“
Verlag des Niederösterreichischen Gewerbevereins. — Druck von A. Keiss in Wien.