Marg: Liebster Cle, ich meine "Lage" auch nicht
in diesem äusserlichen Sinn, ich spreche von
meinem damaligen Seelenzustand.... Ach Gott, Du
hast ihn ja gekannt. Und da war's ja schon viel
besser, als Du mich kennen lerntest. Aber an-
fangs,- wie zerfahren, wie ratlos war ich! Denk
Dir: mit zweiundzwanzig Jahren als geschiedene
Frau dastehen...
Clem: Warum bist Du nicht ruhig in Wien geblie-
ben?
Marg: Weil ich mit meiner ganzen Familie ausein-
ander war und meine Situation eine falsche gewe-
sen wäre. Ah, glaube mir, Cle, das war schon das
Beste, dass ich nach Münschen gieng - sonst hätt
ich Dich ja nicht kennen gelernt!
Clem: Aber deswegen bist Du ja nicht hingefahren
Marg: Wer weiss, ob ich nicht deswegen hinge-
reist bin, ob nicht mein Schicksal mich hinge-
führt hat?
Clem: Bitt' Dich, solche Sachen red' nicht. Das
is gradso wie Deine Gedichte... Du bist einfach
nach München, weil Du in eine andere Stadt woll-
test, andere Menschen kennen lernen...
Marg: Ja, freilich, in andere Verhältnisse woll-
te ich, frei sein... ich meine: innerlich frei,
sehen, ob ich aus eigener Kraft weiterkäme, und
Du wirst mir zugestehen, es hatte ganz den An-
from
in diesem äusserlichen Sinn, ich spreche von
meinem damaligen Seelenzustand.... Ach Gott, Du
hast ihn ja gekannt. Und da war's ja schon viel
besser, als Du mich kennen lerntest. Aber an-
fangs,- wie zerfahren, wie ratlos war ich! Denk
Dir: mit zweiundzwanzig Jahren als geschiedene
Frau dastehen...
Clem: Warum bist Du nicht ruhig in Wien geblie-
ben?
Marg: Weil ich mit meiner ganzen Familie ausein-
ander war und meine Situation eine falsche gewe-
sen wäre. Ah, glaube mir, Cle, das war schon das
Beste, dass ich nach Münschen gieng - sonst hätt
ich Dich ja nicht kennen gelernt!
Clem: Aber deswegen bist Du ja nicht hingefahren
Marg: Wer weiss, ob ich nicht deswegen hinge-
reist bin, ob nicht mein Schicksal mich hinge-
führt hat?
Clem: Bitt' Dich, solche Sachen red' nicht. Das
is gradso wie Deine Gedichte... Du bist einfach
nach München, weil Du in eine andere Stadt woll-
test, andere Menschen kennen lernen...
Marg: Ja, freilich, in andere Verhältnisse woll-
te ich, frei sein... ich meine: innerlich frei,
sehen, ob ich aus eigener Kraft weiterkäme, und
Du wirst mir zugestehen, es hatte ganz den An-
from