A94: Der junge Medardus, Konvolut Zeitungsausschnitte mit historischem Material, Seite 20

befriedigte ihn heute.
Die ersten Nummern wurden mit 9
aufgenommen, sie boten durchwegs etwas Außergewöhn¬
War das seine Stessy — stectte das
liches, etwas ganz Besonderes, das hatte das Publikum
gleich heraus. Dann kam endlich die große Pause. — in der Verwirrung, mitten in der Erregtheit muss
mögens
Durfte er diese Weihe, diesen Triumph sehren? Aber erregen. Sie mußte mit seiner angegriffenen Gesundheit
Fred hatte bis jetzt keine Hand zum Applaus erhoben, es denken.
sondern, wie stumpfsinnig vor sich hinstierend, ein Glas
dann riß ihn seine Leidenschaft wieder hin. Er mußte rechnen
Die ganze Nacht lag sie wach ihr ganzes Leben
Bier nach dem andern hinuntergestürzt. Das Publikum
reden, er mußte. Dabei verlor sie nichts, dabei gewann
hatte in der großen Pause die Nebenräume aufgesucht, in
ließ sie Revue passieren, ihr Baronessendasein, dann die
nur er.
Glut der ersten Liebe, seine ersten Küsse, die zwei Jahre
denen neue Vergnügungen seiner warteten.
Tosend setzte der Applaus nach dem dritten Liede
Fest als einziger saß Fred an seinem Tisch. Sein
glattrafertes Gesicht glützte vor Erregung, die Augen / etc. Dann folgte noch ein letztes. Es war ihr Beßes, langens und langens, die er in England gewesen,
trat und bei Aspern nicht nur über diesen, sondern übr
indessen dem Andenken jener hervorragenden Männer
den berechtigten eigenen Kleinmut und trotz der Schwächen
einen größeren Dienst, als überschwengliches Lob, das
Die Bedeutung der Schlacht bei Aspern.
des Lincarheeres einen Erfolg errang, kann ihm nicht
nur Lichter aufsetzt, auch dort, wo Schatten sind, und
hoch genug angerechnet werden
Von Max Ritter v. Hoen.
unwillkürlich eine Reaktion erzeugt, indem sie hämischer
Wer dies außer Betracht läßt und an die Frage,
In helleuchtendem Glanze erstrahlt aus der langen Kritik bequeme Anhaltspunkte liefert und zu absprechen
warum gerade Aspern in unserem Denken und Empfinden
den Urteilen herausfordert, die um so ungerechter
Reihe glücklicher und unglücktlicher Waffengänge der
eine so hervorragende Bewertung findet, herantritt, ohne
ausfallen, je mehr die wahre Triebfeder einer
Monarchie das blutige Ringen zu Pfingsten des
Handlung oder eines Entschlusses unter dem Wust lob¬ die moralischen Faktoren und die Eindrücke einer voran¬
Jahres 1809, die denkwürdige Schlacht bei Aspern. In
gegangenen dreizehnjährigen Periode navoleonischer Siege
hudelnder Ergüsse ohne sachlichen Kern verborgen liegt.
Wort und Lied gefeiert und besungen, nimmt dieser
in Rücksicht zu ziehen, dem wird freilich die nüchterne
Schon bei seinen Lebzeiten hatte gerade der große
zweitägige Kampf nach unserem Empfinden unter der
Aufzählung der Tatsachen, wie sie sich im Lichte histo-
Sproß des Hauses Habsburg, der Erzherzog Karl
schönsten Erfolgen, die den Streitern unter Habsburgs
rischer Wahrheit darstellen, die Antwort schuldig bleiben.
darunter zu leiden, was ihn in bescheidener Selbst
Fahnen je beschieden wurden, die erste Stelle ein, und
Was trug sich eigentlich zu? Der große Korse,
erkenntnis zu dem Ausspruch veranlaßte: „Wie e
kein Sieg von den vielen, welche die Ruhmesbahn des
durch den jähen, seine Pläne auf Spanien durchkreuzen¬
jedem geht, der berufen ist, eine Rolle zu spielen, wurde
Erzherzogs Karl bezeichneten. fand eine annähernd gleich
er von einigen zu hoch gepriesen und von anderen zu den Anfall aufs äußerste erbittert, hatte im fünftägigen
hohe Bewertung. Nicht als Sieger von Amberg, Ostrach,
Feldzug von Regensburg das kühn begonnene Unter¬
tief geschätzt.“ Seither ist es nicht besser geworden, die
Stockach, Zürich oder Caldiero, sondern als jener vor
Verschiedenheit der Urteile hat sich sogar wesentlich nehmen des Kaisers Franz, Europa vom Joch des Fran¬
Aspern lebt er im Gedenken des Volkes fort.
zosenkaisers zu befreien, vollständig zum Scheitern ge-
Wie bei allen geschichtlichen Vorgängen, die einen
verschärft
bracht. Einen Monat nach der Kriegserklärung stand die
Lob und Kritik haben die Tragik, die in dem Ge
tieferen Eindruck im Gedächtnis der Mit- und Nachwel
französische Armee vor Wien, nach kurzem Widerstande
schick dieses Feldherrn lag. nicht erfaßt. In klarer Er¬
hinterlassen, wob sich bald ein Kranz von Legenden um
össnete die Residenz ihre Tore. Um den bisher märchen¬
den Waffengang und die beiderseitigen Feldherren, Mehr
kenntnis, daß das alte Kriegssystem dem neuen der
haft rasch verlaufenen Siegeszug zu beenden, galt es nun,
oder weniger wurde jede der seither in stattlicher Zahl
Franzosen nicht gewachsen sei, war er gegen seine besser
die nördlich der Donau aus Bayern zurückgewichene Armee
erschienenen Darstellungen von diesen üppig aufschießen
Einsicht durch die Politik gezwungen, mit dem nieder
des Generalissimus aufzusuchen, zu schlagen und damit das
den Ranken überwuchert und die Auffindung der Wahr¬
drückenden Gefühl gegen einen Gegner in den Kamp
Schicksal des nach Napoleons Vorsatz dem Untergange
heit um so mehr erschwert, als alle zeitgenössischen Ver¬
zu treten, den er im Besitz einer weit überlegenen Waffe
geweihten habsburgischen Reiches zu besiegeln.
öffentlichungen auf französischer Seite den schließlichen
wußte. Er ließ nichts unversucht, als der Krieg unver¬
Daß Napoleon die Widerstandskraft dieser Armee
Mißerfolg Napoleons zu bemänteln und auf österreichi
meidlich war um sich die gleichen Borteile der Heeres¬
keineswegs hoch einschätzte, ist nach den leicht errungenen
scher gar manches zu vertuschen trachteten, was zum
organisation zu sichern, die Napoleon jo sehr zu statten
Erfolgen in Bayern begreiflich. Wenn ein Bedenken auf
hellen Bilde des Sieges nicht paßte. Nicht mit Unrecht
kamen. Doch mit der bloßen Form war nichts erreicht,
tauchte, so war es die Annahme, daß der Generalissimus
konnte wiederholt behauptet werden, daß über kein
da sich der tief in der Lineartaktik wurzelnde Geist des
Heeres mit einem Schlage keineswegs ändern ließ. Das das mächtige Hindernis der Donau zum Widerstand aus¬
kriegerisches Ereignis je so viel gelogen wurde wie über
nützen werde, wie denn auch schon ein überstürzt einge¬
neue System, unverstanden und darum schädlich,
die Schlacht bei Aspern.
leiteter Versuch am 13. Mai in der Schwarzen Lackenau
Im Lichte ernster historischer Forschung gewinnen die
vollkommen Schiffbruch und der Erzherzog sah sich
ein böses Ende gefunden hatte.
Dinge ein ganz anderes Ansehen und wenn auch trotz
zwungen, reuig zur alten Führung zurückzukehren,
Als aber am 18. Mai die Ueberschiffung einer
des Reichtums an Quellenmaterial nicht alle Fäden
ein verläßliches Funktionieren des Heeresapparates
währleistete, wenn damit auch das Eingeständnis bleiben¬ Division in die Lobau ohne ernsteren Kampf vor sich ging,
eines jo großen vielverschlungenen Dramas bloßgeleg
bis zum folgenden Mittag kein Versuch stattfand. diese
werden können, gar manche Lücke offen und manches
Rätsel ungelöst bleibt, so darf doch getrost behauptet der taktischer Minderwertigkeit gegenüber der Armee
Vorhut zu überwältigen. der infolge des starken Windes
Napoleons verbunden war.
Mit der Rückkehr zum Alten war die Hoffnung auf und des mächtigen Wellenganges keine Unterstützung zu
werden, daß das Ergebnis der Untersuchungen über die
teil werden konnte, als endlich am 19., nachmittags, diese
Schlacht, das in dem gegenwärtig im Druck befindlichen
einen völligen Umschwung des Kriegsglückes gänzlich
Kriegs.
Division bis an den die Lobau vom Marchfeld trennenden
vierten Bande des großen Werkes des k. und
historischer begraben. Unter günstigen Umständen konnte die Armee
Stadtler Arm vorrückte und jenseits nur schwache Vorposten
archivs über den Krieg 1809 niedergelegt ist
wohl einen Kampf in Ehren bestehen, nicht aber einen
feststellte, die bis zum 20., mittags, nicht verstärkt wurden
Wahrheit nach Möglichkeit nahe kommt
Die Konturen des geradezu bereits konventionell ge¬ durchschlagenden Erfolg erringen und vor allem nicht
da mußte Napoleons stets gehegte Befürchtung die Ober¬
wordenen Bildes der Schlacht erfahren dadurch aller¬ rasche und gewagte Operationen, das wichtigste Mittel
hand gewinnen, daß der Generalissimus einer Schlacht
andelnden für eine dauernde Ueberlegenheit im Kriege, durchführen
Daß der Erzherzog dies klar erkannte, war ein ausweichen und durch einen Rückzug nach Mähren den
dings einschneidende Berichtigungen und die
Hauptpersonen werden vielfach in eine andere Beleuch
Krieg in die Länge ziehen wolle.
Zeichen reifer Einsicht, gleichzeitig aber auch die Quell
In dieser irrigen, aber nach den empfangenen Ein¬
Helden den
tung gerückt. Im Sinne jener, die in ihrem
der Hoffnungslosigkeit, die unaufhörlich an ihm zehrte
drücken begründeten Voraussetzung, also keineswegs im
ohne Fehl
Menschen voll übernatürlicher Eigenschaften,
ive Schil- daß er trotzdem, der höheren Pflicht gehorchend, mit den
Ein leitigst; gewißen Wegenes neuverlauf zum Königin, in die Sohnunisten I. unederwandt bauhmenden Roichenwachsinns, wie nachrichtig¬
und Irrung sehen wollen, bedeutet solch ob
###anna notitolig eine große Enttäuschung