B17: Brandes, Georg 17 (1) Brandes an Schnitzler, Seite 56

Villa San Remigie,
Kopenhagen: 24. Juli 1906.
Ende Juni 190
Verehrter Freund.
Seien Sie bedankte Verehrter Freund.
ger meiner erinnern und mir die Freude bereiten, jedes neue Buch,
Ich möchte Sie einen Tag ein paar Stunden besuchen, wenn Sie noch
in Marienlyst sind. Ich glaube, der beste Zug von hier ist der,
der circa um 6 Uhr in Helsingör ist. Passt Ihnen das? Etwa Samstag?
Ich habe Ihr Buch auf einer kölesen, langsam und sorgfältig
Giorg Brandes.
Ich bin traurig, dass ich Ihnen nie ein Buch von ähnlichem Interesse
von mir hätte schicken können. Und meine Sacham in deutscher Ueber-
setzung sind mir ein solches Greuel, dass ich sie nicht ansehen kann.
Leider kenne ich nicht Oesterreich oder Wien gut genug, um im Stande
zu sein, eine Ansicht darüber zu haben, wie ähnlich das Bild ist,
das Sie geben. Es scheint ähnlich. Aber haben Sie nicht zwei Bücher ge-
schrieben? Das Verhältnis des jungen Barons zu seiner Geliebten ist eine
Sache, und die neue Lage der jüdischen Bevölkerung in Wien durch den xxx
Antisemitismus eine andere, die mit der ersteren, scheint mir, in nicht
notwendiger Verbindung steht. Die Geliebte ist nicht Jüdin.
Das Thema: Die Zärtlichkeit gegen das weibliche Wesen, mit Angst ver-
der Ehe versetzt, und die Collisionen, die diese Combination veran-
lasst, macht vielleicht ein Buch für sich. Die Zerriessenheit einiger
Juden, die unruhigen Begierden einiger junger Jüdinnen, der Snobismus
eines jüdischen Jünglings, der Mat und Innigkeit eines andere, die
Keckheit, der Leichtsinn und der Ernst der Therese bildenaber zusammen
den Kern des Buches, nicht wahr? Ich freue mich über den inneren Reich-
tum des Verkes und sehe ja sehr gut die vielen Zusammenhänge (z.B. dass
das Wesen der Juden dem Baron unverständlich und doch es ständich ist)
Villa San Remigio,
Pallanza,
1e à 2e 1e rue 11e 1
dore.
ni 1908
Verehrter Freund, Ihre Gestalten wird
Seien Sie bedankt, dass Sie, obwohl wir uns so selten sehen, sich
immer meiner erinnern und mir die Freude bereiten, jedes neue Buch,
das Sie hervorbringen, aus Ihren eigenen Händen zu erhalten. Es ist
mir, der ich so viele Bücher bekomme, immer ein Fest, wann eines
von Ihnen anlangt.
Ich habe Ihr Buch auf einer Reise gelesen, langsam und sorgfältig
und mit so grossem Interesse, dass jede Unterbrechung mir unlieb war.
Ich bin traurig, dass ich Ihnen nie ein Buch von ähnlichem Interesse
von mir hätte schicken können. Und meine Sachen in deutscher Ueber-
setzung sind mir ein solches Greuel, dass ich sie nicht ansehen kann.
Leider kenne ich nicht Oesterreich oder Wien gut genug, um im Stande
zu sein, eine Ansicht darüber zu haben, wie ähnlich das Bild ist,
das Sie geben. Es scheint ähnlich. Aber haben Sie nicht zwei Bücher ge-
schrieben? Das Verhältnis des jungen Barons zu seiner Geliebten ist eine
Sache, und die neue Lage der jüdischen Bevölkerung in Wien durch den xxx
Antisemitismus eine andere, die mit der ersteren, scheint mir, in nicht
notwendiger Verbindung steht. Die Geliebte ist nicht Jüdin,
Das Thema: Die Zärtlichkeit gegen das weibliche Wesen, mit Angst vor
der Ehe versetzt, und die Collisionen, die diese Combination veran-
lasst, macht vielleicht ein Buch für sich. Die Zerrissenheit einiger
Juden, die unruhigen Begierden einiger junger Jüdinnen, der Snobismus
eines jüdischen Jünglings, der Mut und Innigkeit eines andere, die
Keckheit, der Leichtsinn und der Ernst der Therese bildenaber zusammen
den Kern des Buches, nicht wahr? Ich freue mich über den inneren Reich-
tum des Verkes und sehe ja sehr gut die vielen Zusammenhänge (z.B. dass
das Wesen der Juden dem Baron unverständlich und doch verständlich ist)