B17: Brandes, Georg 17 (1) Brandes an Schnitzler, Seite 62

Taormina, 5. März 1913.
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Mein verehrtester Freund. openhagen. 23. August 1914
0.9.14.
Ich erhalte hier (Hotel Métropole, Taormina) Ihren liebens-
würdigen Brief, der mir zeugt, dass ich Unrecht hatte zu glauben, was
die Professorin Zuckerkandl mir in Wien über den Anlass Ihres Schau-
spiels erzählte: Ich bitte Sie meinen Irrtum zuentschuldigen. Man sollte
nie Vertrauen an dergleichen Mitteilungen haben.
Ich habe nie die Uebersetzung jenes vor Monaten geschriebenen
Artikels gesehen, und ich hatte sogar ganz vergessen, dass ich vor Mo-
naten den Photographien in Paris bat, Ihnen mein Bild zu senden.
Es geht mir mit Ihnen heute, wie es mir wöchentlich mit meiner
liebsten Freundin geht, die augenblicklich auf einer Seereise begriffen,
sich in Hongkong befindet. Wenn Ihre Antworten kommen, verstehe ich
sie kaum, weil ich meine alten Briefe ganz vergessen habe.
Ich war nach Paris in Pallanza, Rom, Neapel, Palermo und länge-
Kre Zeit in Tunis, das mir sehr gefiel, trotz des ungünstigsten Wetters.
Ich soll im April in Neapel und Rom reden, denke etwa am 1.Mai
in Kopenhagen zurück zu sein. Hier bleibe ich ungefähr drei Wochen.
Hier habe ich endlich Sonne gefunden.
Habe ich mich auch unrichtig ausgedrückt, können Sie wenigstens
Dienicht meine freundschaftliche Gesinnung bezweifeln.
Ihre verte und liebe Frau Gemahlin und die beiden mir so lieben
Beer-Hofmanns bitte ich an mich zu erinnern.
schlug die dänische Akademie Ihr ergebeneraften mich einstimmig zum
Hebelpreis vor und hat nie später einen andeGeorg Brandes. machen
wollen. Die Schweden aber, die mich hassen, weil ich einen russischen
Flüchtling, der in Stockholm gefesselt war, gegen Auslieferung schützte,
haben erklärt, dass von mir nie die Rede sein konnte. So impopulär bis
ich dort. Sie sehen also dass ich ganz ausser Lage bin, jemand offi-
zielle zu empfehle
Viertens: Ich kenne indessen privat einige einflussreiche mit-
[23.8.1918.]
V. Männerin Nr. 31.
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Noa, 23. August 1914
Kopenhas
glieder der Akademie und ich werde ihnen schreiben. 14.
Verehrter und lieber Freund. Kein xxx
Erst jetzt erhalte ich Ihren Schweizer Brief vom 3. August.Er
war zwanzig Tage unterwegs. Ich brauche kaum zu sagen, wie gern ich
etwas für Sie tun möchte. Sie wissen, wie lieb ich Sie habe und wie
sehr ich Sie schätze. Leider bin ich nicht der rechte Mann. Ich bin
in der schwedischen Akademie ganz unbeliebt. Erstens: ich glaube nicht,
dass der Schwede der Ihnen von Gesterreich sprach, wirklich etwas wusste
Jedes Jahr werden völlig unrichtige Gerüchte in Umlauf gesetzt. Die
Eingeweihten dürfen nichts sagen. Der Preis wird 1914 gar nicht verteilt
erst Frühling 1915. Man hat November abgeschafft, Juni eingeführt.
Zweitens: Man fragt nicht speziell im Ministerium oder in der Aka-
demie. Jedes Jahr haben alle Mitglieder deiner Universität und alle
Mitglieder der Akademien des Landes eine Stimme. So haben hier Universi-
tätsprofessoren und Akademiemitglieder jeder eine Stimme.
Ich habe keine. Denn obwohl Ehrendoktor an schottischen Universt-
täten und Ehrenmitglied der amtrikanischen Akademie der Wissenschaften
und Künste, der italienischen, der norwegischen. der Royal Society u.
s.w. bin ich nicht einmal ordinäres Mitglied der dänischen
Universität. Bin also nie gefragt worden.
Drittens: Schon vor zehn Jahren schlugen viele fremde Schriftstel-
1er (u.a.Anatole France) mich zum Nobelpreis vor; schon vor 9 Jahren
schlug die dänische Akademie der Wissenschaften mich einstimmig zum
Robelpreis vor und hat nie später einen anderen Vorschlag machen
wollen. Die Schweden aber, die mich hassen, weil ich einen russischen
Flüchtling, der in Stockholm gefesselt war, gegen Auslieferung schützte,
haben erklärt, dass von mir nie die Rede sein konnte. So impopulär bin
ich dort. Sie sehen also dass ich ganz ausser Lage bin, jemand offi-
ziell zu empfehlen.
Vierteäß! Ich kenne indessen privat einige einflussreiche Mit-