Wien, 20.11.1912.
Skagen, Dänemark
Adress
25.9.1912.
Verehrter Freund.
Da es zehn oder elf Jahre her ist, dass ich in Wien war,
habe ich um einen Vorwand zu haben, es wiederzusehen, mich engagieren
lassen, ein Paar erbärmliche Vorträge zwischen 20. und 23. November dort
zu halten (Urania). Da nun Sie ein Hauptstück von meinem Wien sind,
möchte ich gerne wissen, ob Sie wohl zu der Zeit sich im Wien befinden
(nur auf einer Karte antworten). Ich möchte noch gerne Beer-Hofmann
und Wassermann und Hofmannsthal sehen, die ja alle Wiener sind; Sie
eorg Brau
sind aber für mich die Hauptperson.
Ihr sehr ergebener
Georg Brandes.
Taarmina, 5. März 1913.
Wien. 20.11.1912.
Mein verehrtester Freund.
Ich ein lieber Schnitsleropole, Taormisa Ihren liebens-
würdigen Brief, der mir zeugt, dass ich Unrecht hatte zu glauben, was
Sie schade, dass Sie weggehen, wenn ich komme. Ich will
natürlich mit grosser Freude Freitag Abend bei Ihnen sein.
Ich soll heute Abend, morgen und Sonnabend reden, habe also
eben Freitag frei. Glauben Sie doch nicht, dass man sich um miehen
reisst, ich werde sehr still hier einige Tage leben. Dass ich vor Mo-
naten den PhotographIhr alterierennd Ihnen mein Bild zu senden.
Es geht mir mit Ihnen heute, Georg Brandes, entlich mit meinem
Liebsten Freundin geht, die augenblicklich auf einer Seereise begriffen
sich in Hongkeng befindet. Wenn Ihre Antworten kommen, verstehe ich
sie kaum, weil ich meine alten Briefe ganz vergessen habe.
Ich war nach Paris in Pall anza, Rom. Neapel, Falermo und länge-
re Zeit in Tunis, das mir sehr gefiel, trotz des ungünstigsten Wetters.
Ich soll im April in Neapel und Rom reden, denke etwa am 1. Mai
in Kopenhagen zurück zu sein. Hier bleibe ich ungefähr drei Wochen.
Hier habe ich endlich Sonne gefunden.
Habe ich mich auch unrichtig ausgedrückt, kennen Sie wenigstens
nicht meine freundschaftliche Gesinnung bezweifeln.
Ihre werte und liebe Frau Gemahlin und die beiden mir so lieben
Beer-Hofmanne bitte ich an mich zu erinnern.
Ihr ergebener
Georg Brandes.