B17: Brandes, Georg 17 (2) Schnitzler an Brandes, Seite 7

1e,7
Votre très de l'éviter.
1
- 2 -
wenig erbaut gewesen zu sein;— ein Kritiker rief mir zu: "Um Rein-
lichkeit wird gebeten,“ ein anderer sprach geradezu von der wahr-
haft erschreckenden sittlichen Verwahrlosung, "von der das Schau-
spiel Zeugnis gebe. Eine Berliner Bühne, die das Märchen schon an-
genommen hatte, trat auf den Wiener Misserfolg hin von ihrer Ver-
pflichtung zurück, und somit kann ich wohl die Bühnenlaufbahn dieses
Stückes als abgeschlossen ansehen.- Ich habe mich beinahe verpflichtet
gefühlt, Ihnen diese äusseren Umstände mitzuteilen, die mich anfangs
wohl verstimmt haben, die ich aber bald als das betrachten konnte,
was sie sind - als äussere Umstände. -
Nochmals, hochverehrter Herr, bitte ich Sie meiner
tiefsten Dankbarkeit und meiner unveränderlichen Bewunderung ver-
sichert zu sein.
Arthur Schnitzler
à la
17/1
Votre très obéissant avec la vieuse
Sehr verehrter Herr,
Ihr freundlicher Brief hat mich aufs höchste erfreut.
Ich habe das Buch nur einigen persönlichen Bekannten gegeben – und
ich darf mir wohl gestatten, Ihre Bemerkung, dass ich "in meinem
Erfolg“ Ihrer vergessen habe, als Scherz aufzufassen. Oder halten
Sie mich für so stupid, dass der Zufall eines Knolges mich in meiner
Stellung zu Menschen, die ich bewundere, verändern könnte? So nehme
ich also jene Bemerkung lieber als eine liebenswürdige Aufforderung,
auf die ich stolz bin, und bitte Sie um die Ehre, auch dieses ver-
spätete Exemplar gütigst entgegen zu nehmen
In der Hoffnung, Ihnen doch einmal persönlich begegnen
zu dürfen, bleibe ich mit verbindlichsten Grüssen
Ihr dankbar ergebener
Arthur Schnitzler
Wien 25.4.96.