B17: Brandes, Georg 17 (2) Schnitzler an Brandes, Seite 41

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gereist, und auch ich verlasse in wenigen Tagen die Stadt, wahrscheinlich
Salzkammergut,- um Anfang September mit all den Meinen in Altaussee zu-
sammen zu treffen.
gearbeitet hab ich nicht viel in den letzten Jahren, allerlei
angefangen; - ich fühlte mich doch sehr bedrückt und verdüstert. Wäre man
wenigstens freizügig wie einst. Unsere schönen Reisen- wie offen lag die
Welt! Jetzt ist es schon ein kleines Problem, sich selbst und sein Gepäck
zur Bahn zu schaffen- ein Billet lösen usw.-
Nun hab ich Ihnen sozusagen acht Seiten geschrieben;- es ist nichts.
-Und Sie Armer der sich trotzdem plagen musste es zu lesen! -
Denken Sie meiner weiter in Freundschaft;- ich halte an der
Hoffnung fest, Sie wieder zusehen, und bin von Herzen Ihr getreuer
Arthur Schnitzler
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43) (Postkarte)
(Wien) 21.8.20.
Lieber und verehrter Freund, eben trifft Ihre Karte vom 17.8.ein.
Ihr Brief vom 13.6. ist angelangt; vor etwa 4,5 Tagen schrieb ich
Ihnen einen sehr langen Brief und wünschte nun sehr eine Bestätigung
zu erhalten, daß Sie ihn in Händen haben. Mir fällt ein, dass ich
Ihnen von gemeinsamen Bekannten kaum etwas geschrieben habe. Richard
Beer-Hofmann mit den Seinigen befindet sich wohl, und ich treffe
nächster Tage mit ihm in Aussee zusammen. In der gleichen Gegend
Hoffmannsthal, Salten, nicht weit davon am Atter See;, - wir alle
sind eigentlich, wenn mans recht bedenkt, - bisher - über die Un-
bilden dieser Zeit ganz leidlich weggekommen,- was fingen wir
Menschen ohne unsere Bewunderungswürdige und etwas beschämende
Accomodationsfähigkeit an?
Ich bin wie immer von ganzem Herzen Ihr getreuer
Arthur Schnitzler