A107: Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 16

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Von dem ein ander Mal — den Bräutigam
In letzter Stunde abhielt zu erscheinen.
SANTIS (gierig):
Und unser Jüngling findet für die eine
Die Schwestern beid' im dämmrigen Gemach!
ANDREA: Nein. Statt der einen findet er die andre.—
Die Braut, die von des Wartens Pein ermattet,
In schweren Schlummer sank. Indes die eine,
Mißmutig und enttäuscht — (sie ahnt ja nicht,
Daß keine Botschaft aufgeschobner Hochzeit
Den liebsten trat) — von Trost ind Schlaf gemieden.
Die Lagerstätt' verläßt und in des Gartens
Entlegenster Allee, dem fernen Jüngling,
Der, ach so nah; nutzlose Seufzer weiht,
Bis endlich tränenmüd sie sich zur Rückkehr
Ins schwesterliche Schlafgemach bequemt.
Doch wie sie; um die Schwester nicht zu wecken,
Ganz leise nur die Klinke niederdrückt,
Ist ihr, als schlürf' und schwebe drin ein Schritt;
Und ahnungsvoll bewegt die Türe öffnend
Gewahrt sie eben noch; wie durch das Fenster
Hinaus ins Dunkel rasch ein Mensch verschwindet.
Zwar sieht sie nur den Umriß der Gestalt,
Doch kann sie nimmer zweifeln, wer es war.
Und starr; in Scham, in Schmerz, in Zorn steht sie
Im stummen Raum; aus dessen Schattentiefe
Treulos zerwühlt — ein gleißendes Geständnis —
Der Kissen Linnenweiß sie höhnisch grüßt.
Und drin begraben (— wäre sie doch tot —
Denkt die Betrogne —) ruht unschuldig-schuldig
Die Schwester, die ihr den Geliebten stahl; —
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Des Zufalls Opfer, doch zugleich ihm dankbar,
Jungfräulich-bräutlich, eh die Sonne sapl
Und eh sie aufging — eines Fremden Dirne.
(Draußen im Park Bewegung, Lärm.)
FLAMINIA: Die Gäste schon?
Die Musikanten sind's!
ANINA:
ANDREA: Es drängt die Zeit, So schweig’ ich denn
von allem,
Was sich in Wort und in Gebärde zwischen
Den Schwestern weiter zutrug bis zum Morgen.
Nur dies bericht' ich: Beide liebentzündet
Erheben gleichen Anspruch auf den Jüngling
Die eine, die sein eigen war, doch ohne,
Daß ihm bewußt, wen er umfangen hielt —
So daß sie der erschlichnen Lust nicht froh
In neuem Durst nach freigebotner schmachtet —,
Die andre, die er zu umarmen wähnte
Und die in ungestillter Sehnsucht seufzt.
Und jede hält ihr Recht allein begründet,
Wie sie der andern Recht für nichtig hält.
Dem Jüngling aber sich zur Wahl zu stellen,
Wie's nahe läge, lehnen beide ab,
Denn ist er nicht, wie jetzt, ein Ahnungsloser,
Vielmehr als wissend in den Fall verwickelt,
So ward's ein anderer, völlig neuer Fall,
Und Laune spräche das Entscheidungswort,
Nicht, wie sie' wünschen und wie der Novelle
Verborgner Sinn erheischt, Gerechtigkeit.
So also steht die Frage: Welcher Schwester
Nach. Herzensrecht gehört der Jüngling zu à
Und Sie, Baron, der als erfahrner Mann