94
Si ch Anspruch gegen Anspruck trotzig stellt,
Und die verliebten Damen nicht geneigt,
Verzicht zu leisten, weniger noch zu teilen.
CASANOVA (zum Fenster binaus):
Rubinrot funkelt der Burgunderwein —
Der Lord hält bei der zweiten Flasche schon.
SANTIS: Aus Amsterdam die Wittib bei der dritten.
CASAN OVA: Zu Tisch!
ANDREA: Noch nicht, Sie machen’s sichzu leicht.
Sie sollten sich die Mahlzeit erst verdienen.
CASANOVA: Auch jetzt noch, da ich selbst Gast-
geber bin?
SANTIS: Die Rollen sind vertauscht, dafür fand ich
Die Lösung des Problems und fand zugleich
Der Fabel Schluß.
Wahrhaftig?
ANDREA:
Aufgepaßt.
SANTIS:
Der Jüngling zweifach glücklich, wie Andrea —
Wie Casanova meint, zweifach betrogen,
Der nachts die eine hielt in heißen Armen,
Jedoch im Geist der andern Bild umfing,
Er muß, daß allen drein nach Recht geschehe,
In einer Nacht, gleich der verfloßnen dunkel,
Beseligt an der andern Herz gedrängt,
Der einen Bildnis sich ins Auge träumen —
Und wieder, eh' der Morgen graut, entfliehn
CASANOVA (bat bei diesen Worten in sinngemäßer Weise bald
auf Flaminia, bald auf Anina geblickt).
SANTIS (stolz):
So lös' ich das Problem als Philosoph,
Und als Poet beschließ' ich die Novelle.
ANDREA: Und klatschen Beifall selber sich als Tropf.
SANTIS: He, wie? (Will auf ihn los.)
CASANOVA: Kein neuer Aufschub, wenn’s beliebt.
SANTIS: Die Antwort auf den Tropf zum Nach¬
tisch, Herr!
CASANOVA: Und nun zu Tisch, ich bitte, meine
Damen.
ANDREA (sicb vor die Türe stellend):
Es gibt ein Vorgericht, wir wollen sehn, (zu Casanova)
Wem von uns zwein nachher das Mahl noch schmeckt.
CASAN OVA: So eilig?
ANDREA (den Degen ziebend):
Zieh'n Sie!
Wie der Braten duftet —
CASANOVA:
Getrüffelte Pasteten, Ungarwein! (Zu Andrea)
Zwei Bissen und ein Schluck, nachher den Tod!
ANDREA: Vor allem unser Gang, und einer nur
Von uns, ich schwör's, soll irdisch weitertafeln.
Sie oder ich, der andre in der Hölle.
CASANOVA: Im Paradies, wenn's sein muß, aber
gleich.
SANTIS (allmäblich verstehend):
Wieso? Warum? War’s etwa kein Problem?
CASANOVA (bat auch den Degen gezogen, stellt sich Andrea
gegenüber).
FLAMINIA (zwischen sie):
Halt! Ich erlaub' es nicht! Mein Casanova!
SANTIS (glaubt zu begreifen):
Flaminia, wie? Bei dir heut' nacht — ist’s möglich?!
Bei dir, statt bei Anina? — Nun versteh' ich.
Dein Casanova! Ha, nicht übel, wahrlich —
Si ch Anspruch gegen Anspruck trotzig stellt,
Und die verliebten Damen nicht geneigt,
Verzicht zu leisten, weniger noch zu teilen.
CASANOVA (zum Fenster binaus):
Rubinrot funkelt der Burgunderwein —
Der Lord hält bei der zweiten Flasche schon.
SANTIS: Aus Amsterdam die Wittib bei der dritten.
CASAN OVA: Zu Tisch!
ANDREA: Noch nicht, Sie machen’s sichzu leicht.
Sie sollten sich die Mahlzeit erst verdienen.
CASANOVA: Auch jetzt noch, da ich selbst Gast-
geber bin?
SANTIS: Die Rollen sind vertauscht, dafür fand ich
Die Lösung des Problems und fand zugleich
Der Fabel Schluß.
Wahrhaftig?
ANDREA:
Aufgepaßt.
SANTIS:
Der Jüngling zweifach glücklich, wie Andrea —
Wie Casanova meint, zweifach betrogen,
Der nachts die eine hielt in heißen Armen,
Jedoch im Geist der andern Bild umfing,
Er muß, daß allen drein nach Recht geschehe,
In einer Nacht, gleich der verfloßnen dunkel,
Beseligt an der andern Herz gedrängt,
Der einen Bildnis sich ins Auge träumen —
Und wieder, eh' der Morgen graut, entfliehn
CASANOVA (bat bei diesen Worten in sinngemäßer Weise bald
auf Flaminia, bald auf Anina geblickt).
SANTIS (stolz):
So lös' ich das Problem als Philosoph,
Und als Poet beschließ' ich die Novelle.
ANDREA: Und klatschen Beifall selber sich als Tropf.
SANTIS: He, wie? (Will auf ihn los.)
CASANOVA: Kein neuer Aufschub, wenn’s beliebt.
SANTIS: Die Antwort auf den Tropf zum Nach¬
tisch, Herr!
CASANOVA: Und nun zu Tisch, ich bitte, meine
Damen.
ANDREA (sicb vor die Türe stellend):
Es gibt ein Vorgericht, wir wollen sehn, (zu Casanova)
Wem von uns zwein nachher das Mahl noch schmeckt.
CASAN OVA: So eilig?
ANDREA (den Degen ziebend):
Zieh'n Sie!
Wie der Braten duftet —
CASANOVA:
Getrüffelte Pasteten, Ungarwein! (Zu Andrea)
Zwei Bissen und ein Schluck, nachher den Tod!
ANDREA: Vor allem unser Gang, und einer nur
Von uns, ich schwör's, soll irdisch weitertafeln.
Sie oder ich, der andre in der Hölle.
CASANOVA: Im Paradies, wenn's sein muß, aber
gleich.
SANTIS (allmäblich verstehend):
Wieso? Warum? War’s etwa kein Problem?
CASANOVA (bat auch den Degen gezogen, stellt sich Andrea
gegenüber).
FLAMINIA (zwischen sie):
Halt! Ich erlaub' es nicht! Mein Casanova!
SANTIS (glaubt zu begreifen):
Flaminia, wie? Bei dir heut' nacht — ist’s möglich?!
Bei dir, statt bei Anina? — Nun versteh' ich.
Dein Casanova! Ha, nicht übel, wahrlich —