A107: Die Schwestern oder Casanova in Spa. Lustspiel in Versen (Eifersucht, Die Wiederkehr, Spion), Seite 26

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Bin ich dein Gatte nicht, dein Herr nicht mehr,
Daß du dir deine Schlafgenossen wählst?
G.H.F.P.
Du sollst es büßen. Aber noch vor dir
Dein Casanova! (Zu ibm, den Degen ziebend)
Rechenschaft von Ihnen
Verlang' ich, der die Gattin mir verführt.
Und zwar sofort.
CASANQVA (böflich): Es geht nur nach der Reihe.
Beiseit' getreten, wenn ich bitten darf,
Und nun, Andrea, Freund, ich bin bereit.
ANINA: Ich leid' es nicht. Den Degen fort, Andrea.
Vergaßest du? Du hast das Recht nicht mehr,
Für mich zu töten; hast das Recht noch minder,
Für mich zu sterben.
Törin du, für dich —?!
ANDREA:
Wähnst du, es ginge wirklich nur um dich,
Wo Casanova und Andrea fechten?
Ein größrer Kampf ist’s, der sich hier entscheidet.
CASANOVA: Sie überschätzen, fürcht' ich fast,
uns beide.
Jedoch Ihr Wort ist hübsch, und einer soll’s —
Ich hoffe, Sie — der Nachwelt aufbewahren.
(Sie beginnen xu fechten.)
(Draußen sind die Gäste von der Tafel aufgestanden, näbern sich
dem Fenster, einige schauen berein.)
DIE GÄSTE: Wie? — Seht doch! — Was? — Oh! —
Ein Duell?! — Zum Spaß!
Famos! — Nein, es ist Ernst! — Sie fechten gut! —
Natürlich — Casanova! — Und der andre?
Wer ist's? — Ein hübscher Mensch! — So jung! —
[Nur weiter!
Still die Musik! Warum?
Goon! Go on!
1 bad on Casanova hundert ducats!
Plötzlich öffnet sieb die Türe rechts, Gudar tritt ein, überschaut die
Situation.)
GUDAR: Was gibt's? — Zur rechten Zeit! —
(Tritt zwischen sie, schlägt ihre Degen auseinander.)
Herein, Teresa!
G.C.F.P
Hier ist er, den Sie suchen!
TERESA (nur eine kurze Sekunde an der Türe stebenbleibend,
G.C.H.F.P.
dann auf Casanova zu):
Casanova!
Hab' ich dich wieder, mein Geliebter du!
(Sie stürxt in seine Arme.)
DIE GÄSTE (am Fenster):
Ein Spaß! — Hab’ ich’s gesagt! — O damned!
Wer ist das kleine Ding? — Man kann sich’s denken!
Wird nichts daraus? — Wie schade! — Fortgeschmaust!
(Sie entfernen sich allmäblich vom Fenster.)
TERESA (aus Casanovas Armen):
Ich hoffe, die Gesellschaft wird verzeihn.
Bekannte auch? — Flaminia! Teure Freundin!
(Sie umarmt sie. Zu Santis):
Baron!
SANTIS: Teresa!
Ja, so trifft man sich.
TERESA:
(Mit leichter Verbeugung vor Andrea und Anina)
Teessa heiß' ich, Tänzrin aus Neapel.
GUDAR (stellt vor):
Hier Herr Andrea Bassi aus Ferrara
Und Frau Anina, seine schöne Gattin.
Die Schwestern
BUCHDRU
5. SEP. 1918
Schnitzler, Die Schweinlände,
1. Flä
che Buchdruckerei in Leipzig.