Arthur Schnitzler
Santis: Mit Anbekannten zwar zu Tisch uns setzen,
Jedoch, nach wohlbegoßnem Schmaus mit Freunden
Mit neugewonnenen ins Grüne fahren,
Wo sich das Weitere finden mag. Gudar
Ist mit von der Partie, auch Casanova,
Wenn er bis dahin etwa aufgewacht,
Denn als ich früh im Löwen nach ihm fragte,
Verschlief er noch sein Mißgeschick von gestern.
Flaminia: Du sprachst ihn nicht?
Santis:
Versperrt war seine Tür.
Ich hol' ihn später selbst. Er darf nicht fehlen.
Flaminia: Natürlich nicht. Das wär' mir auch ein Fest,
Wo er sein Bleidachmärchen nicht erzählte.
Santis: Das böse Mäulchen! Nun, das erste nicht,
Das er mit Küssen rasch versöhnen könnte. (Gutmütig)
Doch scheint's, nach deinem just verlangt ihn nicht
(Zu Anina)
Zum drittenmal im Lauf der Jahre streift er
An ihr vorbei — und diesmal, so wie sonst,
Bleibt der so Leichtentflammte ungerührt.
Flaminia: Gib acht, wenn ich ihn einmal rühren wollte.
Doch denk' ich nicht daran. Der Narr, der Geck!
Santis (zum Fenster hinausdeutend): Hier kommt Herr Bassi.
Anina (für sich):
Endlich.
Santis:
Guten Morgen!
Flaminia: Er grüßte kaum
Santis:
Wahrhaftig, er blickt drein,
Als hätt' er um den gestrigen Gewinn
Sich schwer gemüht — und wär' um ihn betrogen.
Andrea Bassi tritt ein. - Flaminia, Anina, Santis
Andrea: O, du empfängst
Flaminia:
Sie sah'n uns nicht?
Andrea:
Gewiß.
Nur hielt ich dies für des Barons Gemach (zu Flaminia)
Da ich nur Sie und nicht Anina sah — (belläufig)
Der ich den Morgenkuß noch schuldig bin.
(Küßt sie flüchtig auf die Stirn.)
Den freundlichen Besuch heiß' ich willkommen.
(Er küßt Flaminia die Hand und reicht dann seine Hand dem Baron.)
Santis: Was bringen Sie von Ihrem Morgengang
Uns mit, Andrea? Ein Sonett? Terzinen?
Wie, oder ein System des Weltenbaus?
Andrea: Ob ich's verriete, wenn ich’s auch entdeckt
Und wie bekam der Morgenritt, Baron?
Die Schwestern
Santis: Ei, sahn Sie mich?
Wie man zuweilen manches
Andrea:
Just mit dem Weißen seines Augs gewahrt.
Doch sann ich keinem Weltenrätsel nach,
Nicht einmal einem Vers. Des Gartens Duft,
Des Himmels Blau, das Wehn der Frühlingswinde
War mir Gedicht genug; und das Geheimnis
Nings um mich her nahm ich in Ehrfurcht hin.
Santis: So trifft sich unser Plan mit Ihrer Laune.
Denn eine heitre Fahrt im Frühlingswind
Durch freie Au'n nach einem Wiesengrund,
Von dunklem Waldlaub wunderbar umschattet;
Und dort ein kleines Fest mit Tanz und Spiel,
So ward bestimmt, soll diesen Tag beschließen.
Andrea: Ein Fest —71 Dies ist noch über meine Laune.
Doch wollen wir's mit allem Überschwang,
Wie's an so heiterm Ort wohl Brauch, begehn. (zu Santis)
Daß hierfür vorgesorgt, verrät Ihr Blinzeln.
Wenn sich die Nacht senkt, werden schleierlos
Von Busch zu Busch des Waldes Nymphen schweben
Und ihre Gunst an Sterbliche verschwenden
Weh dem, der sie am Morgen wieder kennt
Und — rat' ich recht? — anstatt des grünen Tuchs
Wird uns ein leuchtend weißer Frauenleib
Das Los entscheidet welcher — Spieltisch sein,
Darauf das Glück in goldnen Wellen rollt -
Und wer verliert — der sei der Hauptgewinner.
Santis (Belfall nickend zu Flammia): Mein Meister, sagt' ich's nicht?
Baron, Sie schmeicheln.
Andrea:
(In neuem Ton)
Doch daß man ja die Degen nicht vergesse!
Und wohlgeschliffne! Denn man weiß zuweilen,
Wie solch ein Fest beginnt, nie — wie es endet!
Flaminia (zu Santts): Was blickt er denn so wild mit einemmal?
Andrea (leicht): Und dies gilt leider nicht von Festen nur.
Santis (nach einer Paufe): Blieb’ es um Ihre Laune so bestellt,
Sie wären ein verdrießlicher Genosse.
Doch wird, eh’ uns die Tafel neu vereint,
Die man im Schatten draußen uns bereitet,
(Man sieht, wie im Hintergrund auf der Wiese unter den Bäumen von Kellnern die Tafel gedeckt wird.)
Die holde Frau, die Ihnen Gott bescherte,
Der Dichterstirne düstre Falten glätten.
Flaminia, komm! (cetfe zu lhr im Abgehen) Hier folgt ein böser Zank!
(Santis und Flaminia links ab.)
Santis: Mit Anbekannten zwar zu Tisch uns setzen,
Jedoch, nach wohlbegoßnem Schmaus mit Freunden
Mit neugewonnenen ins Grüne fahren,
Wo sich das Weitere finden mag. Gudar
Ist mit von der Partie, auch Casanova,
Wenn er bis dahin etwa aufgewacht,
Denn als ich früh im Löwen nach ihm fragte,
Verschlief er noch sein Mißgeschick von gestern.
Flaminia: Du sprachst ihn nicht?
Santis:
Versperrt war seine Tür.
Ich hol' ihn später selbst. Er darf nicht fehlen.
Flaminia: Natürlich nicht. Das wär' mir auch ein Fest,
Wo er sein Bleidachmärchen nicht erzählte.
Santis: Das böse Mäulchen! Nun, das erste nicht,
Das er mit Küssen rasch versöhnen könnte. (Gutmütig)
Doch scheint's, nach deinem just verlangt ihn nicht
(Zu Anina)
Zum drittenmal im Lauf der Jahre streift er
An ihr vorbei — und diesmal, so wie sonst,
Bleibt der so Leichtentflammte ungerührt.
Flaminia: Gib acht, wenn ich ihn einmal rühren wollte.
Doch denk' ich nicht daran. Der Narr, der Geck!
Santis (zum Fenster hinausdeutend): Hier kommt Herr Bassi.
Anina (für sich):
Endlich.
Santis:
Guten Morgen!
Flaminia: Er grüßte kaum
Santis:
Wahrhaftig, er blickt drein,
Als hätt' er um den gestrigen Gewinn
Sich schwer gemüht — und wär' um ihn betrogen.
Andrea Bassi tritt ein. - Flaminia, Anina, Santis
Andrea: O, du empfängst
Flaminia:
Sie sah'n uns nicht?
Andrea:
Gewiß.
Nur hielt ich dies für des Barons Gemach (zu Flaminia)
Da ich nur Sie und nicht Anina sah — (belläufig)
Der ich den Morgenkuß noch schuldig bin.
(Küßt sie flüchtig auf die Stirn.)
Den freundlichen Besuch heiß' ich willkommen.
(Er küßt Flaminia die Hand und reicht dann seine Hand dem Baron.)
Santis: Was bringen Sie von Ihrem Morgengang
Uns mit, Andrea? Ein Sonett? Terzinen?
Wie, oder ein System des Weltenbaus?
Andrea: Ob ich's verriete, wenn ich’s auch entdeckt
Und wie bekam der Morgenritt, Baron?
Die Schwestern
Santis: Ei, sahn Sie mich?
Wie man zuweilen manches
Andrea:
Just mit dem Weißen seines Augs gewahrt.
Doch sann ich keinem Weltenrätsel nach,
Nicht einmal einem Vers. Des Gartens Duft,
Des Himmels Blau, das Wehn der Frühlingswinde
War mir Gedicht genug; und das Geheimnis
Nings um mich her nahm ich in Ehrfurcht hin.
Santis: So trifft sich unser Plan mit Ihrer Laune.
Denn eine heitre Fahrt im Frühlingswind
Durch freie Au'n nach einem Wiesengrund,
Von dunklem Waldlaub wunderbar umschattet;
Und dort ein kleines Fest mit Tanz und Spiel,
So ward bestimmt, soll diesen Tag beschließen.
Andrea: Ein Fest —71 Dies ist noch über meine Laune.
Doch wollen wir's mit allem Überschwang,
Wie's an so heiterm Ort wohl Brauch, begehn. (zu Santis)
Daß hierfür vorgesorgt, verrät Ihr Blinzeln.
Wenn sich die Nacht senkt, werden schleierlos
Von Busch zu Busch des Waldes Nymphen schweben
Und ihre Gunst an Sterbliche verschwenden
Weh dem, der sie am Morgen wieder kennt
Und — rat' ich recht? — anstatt des grünen Tuchs
Wird uns ein leuchtend weißer Frauenleib
Das Los entscheidet welcher — Spieltisch sein,
Darauf das Glück in goldnen Wellen rollt -
Und wer verliert — der sei der Hauptgewinner.
Santis (Belfall nickend zu Flammia): Mein Meister, sagt' ich's nicht?
Baron, Sie schmeicheln.
Andrea:
(In neuem Ton)
Doch daß man ja die Degen nicht vergesse!
Und wohlgeschliffne! Denn man weiß zuweilen,
Wie solch ein Fest beginnt, nie — wie es endet!
Flaminia (zu Santts): Was blickt er denn so wild mit einemmal?
Andrea (leicht): Und dies gilt leider nicht von Festen nur.
Santis (nach einer Paufe): Blieb’ es um Ihre Laune so bestellt,
Sie wären ein verdrießlicher Genosse.
Doch wird, eh’ uns die Tafel neu vereint,
Die man im Schatten draußen uns bereitet,
(Man sieht, wie im Hintergrund auf der Wiese unter den Bäumen von Kellnern die Tafel gedeckt wird.)
Die holde Frau, die Ihnen Gott bescherte,
Der Dichterstirne düstre Falten glätten.
Flaminia, komm! (cetfe zu lhr im Abgehen) Hier folgt ein böser Zank!
(Santis und Flaminia links ab.)