Wien, Samstag
Seite 2
Wahrmund will aber nicht". In Wirklichkeit über¬
siedelt er nämlich gar nicht nach Prag, sondern bleibt
bis auf weiteres in Innsbruck, löst dort seinen Haushalt
nicht auf und wird sich in Prag während der paar
Wochen zwischen Oktober und Weihnachten mit einem
Hotellogis begnügen — falls er überhaupt den Boden
der böhmischen Landeshauptstadt betritt. (Auch das ist
heute noch durchaus nicht so feststehend, als man gemein¬
hin annimmt, und die Wahrscheinlichkeit wird täglich
größer, daß Wahrmund außer jener dreizeiligen Notiz
Dang
im Vorlesekatalog gar keine weiteren Beziehungen mit
der Prager Universität anknüpfen wird. Dabei soll aber
besteres
der bekannte „mehrjährige Urlaub zu Studienzwecken“
und das ministerielle Versprechen einer bedigen Berufung
nach Wien, als vorläufig noch nicht realisiert, gar nicht
weiter in den Kreis der Erörterungen gezogen
werden.) Wahrmund „will“ also
und
man hat damit ein bequemes Auskunftsmittel gefunden,
das jeden schüchternen Widerspruch, noch bevor er laut
und
wird, ersticken läßt. „Die ganze Angelegenheit wird im
besitzer
vollen Einverständnis mit Wahrmund erledigt.“ Auf welche
sprachig
Weise dieses „volle Einverständnis“
zu stande kam, per¬
gebrauch
gißt man zu sagen. Man erzählt in der Oeffentlichkeit
Ratio
nichts von jenen Alternativen, vor die man den mit allen
Bemerk
Hunden gehetzten Mann stellte, erzählt nicht davon, daß
männer
der Innsbrucker Kirchenrechtslehrer die wenig Auswahl
geordne
bietende Möglichkeit einer „Berufung nach Prag“ und einer
Auer
Pensionierung hatte. Einer Pensionierung auf kurzem
hat sich
Weg, ohne Disziplinaruntersuchung und ohne Ruhegehalt.
Man spricht nicht von der Einflußnahme hoher und
höchster Kreise, die von einer bekannten Wasserheilanstalt
eines noch bekannteren klerikalen Parteigängers aus
geübt wurde, nicht von jenen Audienzen, in die man
Wahrmund bei seiner häufigen amtlich verfügten An¬
wesenheit in Wien dirigierte, damit er sich persönlich von
der Willensmeinung jener Kreise überzeuge, und man
spricht nicht davon, daß man den noch immer zögernden
Mann schließlich durch die Drohung mürbe machte, im
Falle seiner Weigerung wäre eine subjektive Verfolgung
wegen Verbrechens der Religionsstörung nicht aufzuhalten.
Daß Wahrmund schließlich bei dieser unerhörten Parforcejagd
zusammenbrach wie ein gehetztes Stück Wild und alles mit
seiner „Zustimmung“ geschehen ließ, ist nicht seine Schuld
und nicht das Verdienst anderer. Wo ist die politisch ein¬
lußreiche Partei, auf deren ehrliche, rückhaltlose Unter¬
stützung Wahrmund wirklich rechnen konnte? Man ent¬
schuldigt sich heute vielfach damit, daß Wahrmund ja
„umgefallen“ sei, daß er nicht genügend Charakterstärke
besaß, um unbekümmert um alle Folgen auszuharren. Da¬
zu war aber seine Stellung damals schon zu exponiert.
Und daß nicht jeder von dem Holze sein‘ kann, aus dem
Helden geschnitzt werden, mag wohl für viele freiheitliche
Politiker nichts weiter sein, als eine billige Selbsterkenntnis.
Man hat in Wien damit spekuliert, daß Wahrmund keine
Uebermenschennatur ist, daß sein Naturell zu sehr von
kleinlichen Alltäglichkeiten beeinflußt wird, und daß Wahr¬
mund in seinen Entschlüssen von seiner augenblicklichen
Gemütsverfassung gelenkt wird, kurz, daß er in erster
Linie doch nur ein Gelehrter und dann erst ein
Streiter und Kämpfer ist. Diese Spekulation war wohl
praktisch und erfolgreich, aber sie war nicht ehrlich.
In etwas über zwei Monaten wird man in Inns¬
bruck eienen Vertreter ins Abgeordnetenhaus zu ent¬
senden haben. Man wird nicht lange suchen müssen, um
den Mann zu finden.
Die kommende Landtaaswahl.
Von Alfred v. Lindheim.
Der niederösterreichische Landtag ist aufgelöst, und
die Neuwahlen wurden mit dem Endtermin des 12. No¬
vember ausgeschrieben. Es scheint uns nun eine wichtige
Aufgabe zu sein, die Ursachen zu ergründen, welche eine
Aenderung dieser Bestimmungen herbeigeführt haben, in¬
sofern tatsächlich früher von autoritativer Seite andere
Termine angegeben worden wären.
In Oesterreich bringt ja doch die „Wiener Zeitung“
auch auf anderen Gebieten so manchmal recht große
Ueberraschungen, selbst für den angeblich gut Unter¬
richteten, und so wollen wir über den Termin der
Wahlen nur das Eine bemerken: auch der neue
reformierte Landtag Niederösterreichs wird" einen Ge¬
burtsfehler aufweisen, der sich hoffentlich zu keiner
!hronischen Krankheit ausbilden wird.
Es wird ihm nämlich gleich in seiner ersten Session
kaum möglich sein, das Budget rechtzeitig und
nach sorgfältiger Abfüng zu erledigen. Die große
Vermehrung der Mandate setzt gerade diesmal eine ge¬
naue Prüfung der Wahlen voraus; es werden neue
Berufungen für alle Komitees und Ausschüsse erfolgen
müssen, die Detailberichte der Stiftungen und Anstalten,
welche zur Beurteilung des Voranschlages gehören,
werden erfahrungsgemäß erst im Laufe der Session ver¬
teilt, und da am 12. November der letzte Wahl¬
tag, am 20. Dezember aber wahrscheinlich der
Beginn der Weihnachtsferien angesetzt ist, so
kann wohl kaum eine sorgfältige Durchberatung
des Budgets zur rechten Zeit erfolgen. Und doch haben
darauf in zahlreichen Resolutionen die Landtagsabge¬
ordneten aller Parteien immer den höchsten Wert
gelegt
Indessen soll uns das von unserer Hauptbetrachtung
nicht entfernen. Wir haben zu untersuchen, wie der neue
Landtag in Niederösterreich voraussichtlich aussehen,
welche Tendenzen er verfolgen wird, welche
Stellung den oppositionellen Parteien an¬
gewiesen sein wird, und welche Mittel zu ergreifen
sind, um diesen letzten und wie wir glauben nützlichen
Einfluß auf die Gebarung des Landes zu sichern. Zur
Beantwortung dieser Fragen haben Sie mich aufgefordert
mit dem Bemerken, daß Sie auf meine Aeußerung Wert
legen würden. Ich darf diese Ihre wohlwollende Meinung
wohl lediglich auf den Umstand zurückführen, daß ich
derzeit der einzige Abgeordnete bin, der ununterbrochen,
Bielen
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Wahrmund will aber nicht". In Wirklichkeit über¬
siedelt er nämlich gar nicht nach Prag, sondern bleibt
bis auf weiteres in Innsbruck, löst dort seinen Haushalt
nicht auf und wird sich in Prag während der paar
Wochen zwischen Oktober und Weihnachten mit einem
Hotellogis begnügen — falls er überhaupt den Boden
der böhmischen Landeshauptstadt betritt. (Auch das ist
heute noch durchaus nicht so feststehend, als man gemein¬
hin annimmt, und die Wahrscheinlichkeit wird täglich
größer, daß Wahrmund außer jener dreizeiligen Notiz
Dang
im Vorlesekatalog gar keine weiteren Beziehungen mit
der Prager Universität anknüpfen wird. Dabei soll aber
besteres
der bekannte „mehrjährige Urlaub zu Studienzwecken“
und das ministerielle Versprechen einer bedigen Berufung
nach Wien, als vorläufig noch nicht realisiert, gar nicht
weiter in den Kreis der Erörterungen gezogen
werden.) Wahrmund „will“ also
und
man hat damit ein bequemes Auskunftsmittel gefunden,
das jeden schüchternen Widerspruch, noch bevor er laut
und
wird, ersticken läßt. „Die ganze Angelegenheit wird im
besitzer
vollen Einverständnis mit Wahrmund erledigt.“ Auf welche
sprachig
Weise dieses „volle Einverständnis“
zu stande kam, per¬
gebrauch
gißt man zu sagen. Man erzählt in der Oeffentlichkeit
Ratio
nichts von jenen Alternativen, vor die man den mit allen
Bemerk
Hunden gehetzten Mann stellte, erzählt nicht davon, daß
männer
der Innsbrucker Kirchenrechtslehrer die wenig Auswahl
geordne
bietende Möglichkeit einer „Berufung nach Prag“ und einer
Auer
Pensionierung hatte. Einer Pensionierung auf kurzem
hat sich
Weg, ohne Disziplinaruntersuchung und ohne Ruhegehalt.
Man spricht nicht von der Einflußnahme hoher und
höchster Kreise, die von einer bekannten Wasserheilanstalt
eines noch bekannteren klerikalen Parteigängers aus
geübt wurde, nicht von jenen Audienzen, in die man
Wahrmund bei seiner häufigen amtlich verfügten An¬
wesenheit in Wien dirigierte, damit er sich persönlich von
der Willensmeinung jener Kreise überzeuge, und man
spricht nicht davon, daß man den noch immer zögernden
Mann schließlich durch die Drohung mürbe machte, im
Falle seiner Weigerung wäre eine subjektive Verfolgung
wegen Verbrechens der Religionsstörung nicht aufzuhalten.
Daß Wahrmund schließlich bei dieser unerhörten Parforcejagd
zusammenbrach wie ein gehetztes Stück Wild und alles mit
seiner „Zustimmung“ geschehen ließ, ist nicht seine Schuld
und nicht das Verdienst anderer. Wo ist die politisch ein¬
lußreiche Partei, auf deren ehrliche, rückhaltlose Unter¬
stützung Wahrmund wirklich rechnen konnte? Man ent¬
schuldigt sich heute vielfach damit, daß Wahrmund ja
„umgefallen“ sei, daß er nicht genügend Charakterstärke
besaß, um unbekümmert um alle Folgen auszuharren. Da¬
zu war aber seine Stellung damals schon zu exponiert.
Und daß nicht jeder von dem Holze sein‘ kann, aus dem
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Politiker nichts weiter sein, als eine billige Selbsterkenntnis.
Man hat in Wien damit spekuliert, daß Wahrmund keine
Uebermenschennatur ist, daß sein Naturell zu sehr von
kleinlichen Alltäglichkeiten beeinflußt wird, und daß Wahr¬
mund in seinen Entschlüssen von seiner augenblicklichen
Gemütsverfassung gelenkt wird, kurz, daß er in erster
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praktisch und erfolgreich, aber sie war nicht ehrlich.
In etwas über zwei Monaten wird man in Inns¬
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senden haben. Man wird nicht lange suchen müssen, um
den Mann zu finden.
Die kommende Landtaaswahl.
Von Alfred v. Lindheim.
Der niederösterreichische Landtag ist aufgelöst, und
die Neuwahlen wurden mit dem Endtermin des 12. No¬
vember ausgeschrieben. Es scheint uns nun eine wichtige
Aufgabe zu sein, die Ursachen zu ergründen, welche eine
Aenderung dieser Bestimmungen herbeigeführt haben, in¬
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In Oesterreich bringt ja doch die „Wiener Zeitung“
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