A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 12

EDUARD zum Kaplan. Darf ich fragen, Hochwürden,
bleibt’s heut bei dem Ausflug gegen das Gaisental?
KAPLAN. Das ist ja viel zu weit für einen Abend-
spaziergang. Übrigens heute nachmittag bin ich leider
jedenfalls verhindert. Mehr zu Josefa. Ich erwarte näm¬
lich meinen Bruder.
JOSEFA. Den Herrn Leutnant?
VINCENZ etwas verwundert über Josefas Informiertbeit.
Hochwürden haben einen Bruder, der Offizier ist?
JOSEFA. Der Herr Kaplan hat doch erst neulich
von ihm gesprochen.
KAPLAN zu Vincenz. Er ist in Garnison in Inns-
bruck und hat jetzt dienstlich in Wien zu tun. Da be¬
nutzt er die Gelegenheit zu einem Abstecher nach der
Kirchau. Schon wieder ein Jahr her, daß wir uns nicht
gesehen haben! Zu Eduard. Also da wird heute leider
nichts aus unserer botanischen Exkursion.
VINCENZ. Ich hab’ gar nicht gewußt, Hochwür¬
den — der Eduard hat mir erst erzählt, daß Hoch¬
würden auch in diesem Fach
KAPLAN. Eine Liebhaberei von Kindheit auf.
JOSEFA zu Vincenz. Jetzt’ hab ich aber schon wirk¬
lich Angst, daß du den Zug versäumst, Vincenz.
DR. FELIX FABER und GUSTI PFLEGENER
von oben treten durch die Gartentür.
VINCENZ, JOSEFA, EDUARD, KAPLAN.
GUSTI über 18, dunkelbraunes, flüchtig frisiertes Haar, weiß-
rotgetupftes Batistkleid, Strobbut mit rotem Band in der Hand.
Schwarze, lustige, zugleich unrubige Augen. Fabrige Art zu reden,
die oft ins Humoristisch-Unwirsche umschlägt.
DR. FELIX FABER 27, schlank, bager, jeines, ernstes Ge¬
sicht, seitlich gescheiteltes Haar, weicher grauer Filz-but, Spazier-
stock, sorgfältig, fast pedantisch, aber nicht eigentlieb elegant gekleidet.
Leicht befangenes Wesen.
Allgemeine Begrüßung, ungezwungen und rasch.
GUSTI nach allen Seiten Guten Morgen, guten Mor-
gen, guten Morgen, Meister! Etwas betont.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 19. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig