A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 11

VINCENZ. Ja, einen Fries für das neue Schau¬
pielhaus in Kassel. Zwölfeinhalb Meter lang.
KAPIAN. Und was stellt er denn vor, Herr Pro¬
fessor?
VINCENZ. Einen Dionysoszug.
KAPLAN. In antiker Art?
VINCENZ. In ziemlich freier Auffassung. Wollen
Sie ihn einmal anschauen, Hochwürden?
KAPLAN. Würde mich sehr interessieren — nur
leider meine Zeit
VINCENZ. Müßte bald sein. In der nächsten
Woche kommt das Modell in die Gießerei.
JOSEFA. Und ich darf's nicht früher sehen?
VINCENZ. Ich kann dir doch nicht zumuten, daß
du deswegen bei der Hitze in die Stadt hineinfahrst,
wo du das Modell erst vor drei Wochen mit der Gusti
besichtigt hast.
KAPLAN. Und zur Enthüllung fahren Sie wohl
nach Kassel, Herr Professor?
VINCENZ. Ich denk schon. Zu Josefa, einfach. Und
du fahrst mit — diesmal! ——Wenn’s dir Spaß macht.
JOSEFA etwas befremdet, schaut ibn nur an.
KAPLAN. Sie kommen wohl viel in der Welt
herum, Herr Professor?!
VINCENZ. Berufsreisen — Geschäftsreisen sozu-
sagen. Eine wirkliche Reise, so zu meinem Vergnügen,
hab’ ich schon lang nicht gemacht. In Italien zum Bei¬
spiel bin ich seit meiner Jugendzeit nicht gewesen.
KAPLAN. Ich überhaupt noch nie.
JOSEFA ziemlich leise. Ich auch nicht.
VINCENZ. Wird auch noch einmal kommen...
JOSEFA auckt die Achseln, Geste: Ich glaub’s nicht mehr.
EDUARD kommt von rückwärts oben gelaufen, über die Wiese
wie er den Kaplan siebt, verlangsamt er seine Schritte, tritt dann in
den Garten, will dem Kaplan die Hand küssen.
KAPLAN berzlieb. Guten Morgen, Eduard.
Fischer-Verlag. Be. lin
Im Spiel der Sommerlüfte
I. Fahnenkorrektur am 19: 8. 29
Bibliographisches Institut. Leipzig