A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 18

im Freien den ganzen Tag, und dann sind wir gestern
noch alle zusammen gesessen beim Straußen bis elf
Wenn die Kathi nicht um fünf bei meinem Bett ge¬
standen wär — ich weiß nicht —
FELIX. Mich hat keiner wecken müssen. Wie du
ans Fenster geklopft hast, war ich schon eine Stund’
lang fix und fertig.
GUSTI. Du bist überhaupt ein Engerl. Nimmt seine
Hand und küßt sie.
FELIX. Ach Gott, Gusti, diese Morgenstunden mit
dir im Wald — das ist doch schließlich der einzige
positive Gewinn dieser Ausflüge nach Kirchau. Ich hab’
früher nie gealint, daß Morgenstunden so schön sein
können. Sie sind nabe nebeneinander. Pause. Zögernd. Sag’ mir
übrigens, Gusti — keine Briefe bekommen in der letz¬
ten Zeit?
GUSTI. Was denn für Briefe?
FELIX. Hat dir deine Mutter keine nachgeschickt?
Liegen keine neuen Engagement santräge vor? Deutsch-
land, Amerika,ie Australien
GUSTI. Wie sich die Theater schon reißen.
FELIX unbeberrscht. Du darfst nicht fort! Absolut
nicht. Du wirst schon in Wien ein Engagement be
kommen. Es müßt’ doch mit dem Teufel zugehen, wenn
das nicht zu erreichen wär'. Und wenn nicht heuer
im nächsten Jahr. Und du bleibst den näcisten Winter
noch in Wien und studierst weiter. Kannst dann im
nächsten Jahr um so mehr Gage verlangen.
GUSTI. Du hast leicht reden, Felix. Ich kann der
Mutter nicht noch ein Jahr in der Tasche liegen. Die
alte Frau hat genug Sorgen und Kummer gehabt im
Leben. Mein Bruder verdient noch keinen Groschen,
ist heuer noch Volontär bei der Post. Jetzt ist ihr gan-
zes Sinnen und Trachten meine Karrière.
FELIX. Und deins vielleicht nicht? Man sieht’s
doch. Du wärst wirklich imstand, irgendwo draußen in
der Welt Komödie zu spielen und mich hier allein zu
lassen.