A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 34

hätt' man nicht den Offizier angesehen und mir nicht
den geistlichen Herrn.
GUSTI. Und hätt' vielleicht sogar verkehrt geraten.
KAPIAN. Schon möglich. In der Empfindung, sich doch
etwas vergeben zu haben. Ich muß mich leider jetzt ver¬
abschieden.
JOSEFA. Zum Herrn Hofrat?
KAPLAN nickt.
JOSEFA. Ich lasse ihm von Herzen baldige Besserung
wünschen.
KAPLAN. Ich werd’s bestellen, Frau Josefa. Reicht
sowohl Josefa wie Gusti die Hand, Handküsse wehrt er ab, dann
zu Eduard, der von der Veranda in den Garten gekommen ist.
EDUARD begleitet den Kaplan zur Gartentüre, und sie geben
beide zusammen fort.
KATHI räumt den Tisch in der Veranda ab, dann gebt sie
wieder.
Schweigen.
GUSTI. In Zivil möcht’ er bestimmt besser aussehen
als in dem — Geste, die den hochgeschlossenen Rock bezeichnet.
Und gar in uniform!
Wieder Pause.
JOSEFA. Ich werd’.mich jetzt auf den Weg machen
den Vincenz abholen.
GUSTI. Mit so einem frühen Zug wird er doch
nicht ankommen.
JOSEFA. Wenn die Exzellenz noch nicht da sein
sollte — warum nicht? Willst du mich vielleicht zur
Bahn begleiten?
GUSTI kopfschüttelnd. Ich muß noch einen Brief an
den Doktor schreiben.
JOSEFA. Morgen ist doch Sonntag. Kommt er nicht
heraus?
GUSTI. Das ist nicht sicher. Höchstens gegen Abend.
Ich schreibe expreß, da hat er den Brief schon in aller
Früh'.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
25
1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut in Leipsig