KAPLAN. Wir sind Zwillingsbrüder.
GUSTI. Ich hab’s grad früher zur Tant’ gesagt, daß
Sie einander so ähnlich sehen. Nur schöner sind Hoch¬
würden.
JOSEFA mabnend. Gusti!
EDUARD kommt jetzt aus dem Haus auf die Veranda, trinkt
Kaffee.
JOSEFA. Und hat sich das schon sehr früh ent¬
schieden, daß Hochwürden geistlich werden und Ihr
Herr Bruder zun Militär geht?
KAPLAN. Ja, mit dreizehn, wie unsere Mutter ge¬
storben ist, der Vater war schon lang tot, da ist es fest¬
gestanden, daß ich ins Konvikt eintrete und er in die
Kadettenschule. Aber früher — immer lebbafter — wie
wir noch Buben gewesen sind — Kinder — da war es
keineswegs ausgemacht. Ja, manchmal hat’s ganz dar-
nach ausgeschaut, als wenn ich — Hält inne.
GUSTI wie um ihm bebilflich zu sein. Als kleiner Bub
möcht' man natürlich immer lieber Soldat werden.
KAPLAN rasch. Wir sind beide in unserem Beruf
glücklich geworden. Wenn man nur ein bißchen öfter
beisammen sein könnte. Aber auch in dieser Hinsicht
darf ich nicht klagen — im vorigen Sommer haben wir
sogar eine achttägige Fußwanderung miteinander ge-
macht — mein Bruder und ich.
EDUARD. Acht Tage lang?
KAPLAN. Ja, da sind wir in Kärnten gewesen, auf
dem Großglockner.
EDUARD. Herrgott noch einmal!
JOSEFA. Na vielleicht nach der Matura, daß dir's
der Vater erlaubt.
EDUARD. Verzeihen, Hochwürden — kann man
denn klettern in so einer Tracht?
KAPLAN. Mit der Kletterei ist es dort nicht so
arg, lauter schöne, gebahnte Wege. Und was die Tracht
ich hab’ die Erlaubnis gehabt, während des
anbelangt.
Urlaubs in gewöhnlichem Anzug herumzugehen. Ja,
wir waren in Zivil sozusagen — beide. Dem Robert
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
24
1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig
GUSTI. Ich hab’s grad früher zur Tant’ gesagt, daß
Sie einander so ähnlich sehen. Nur schöner sind Hoch¬
würden.
JOSEFA mabnend. Gusti!
EDUARD kommt jetzt aus dem Haus auf die Veranda, trinkt
Kaffee.
JOSEFA. Und hat sich das schon sehr früh ent¬
schieden, daß Hochwürden geistlich werden und Ihr
Herr Bruder zun Militär geht?
KAPLAN. Ja, mit dreizehn, wie unsere Mutter ge¬
storben ist, der Vater war schon lang tot, da ist es fest¬
gestanden, daß ich ins Konvikt eintrete und er in die
Kadettenschule. Aber früher — immer lebbafter — wie
wir noch Buben gewesen sind — Kinder — da war es
keineswegs ausgemacht. Ja, manchmal hat’s ganz dar-
nach ausgeschaut, als wenn ich — Hält inne.
GUSTI wie um ihm bebilflich zu sein. Als kleiner Bub
möcht' man natürlich immer lieber Soldat werden.
KAPLAN rasch. Wir sind beide in unserem Beruf
glücklich geworden. Wenn man nur ein bißchen öfter
beisammen sein könnte. Aber auch in dieser Hinsicht
darf ich nicht klagen — im vorigen Sommer haben wir
sogar eine achttägige Fußwanderung miteinander ge-
macht — mein Bruder und ich.
EDUARD. Acht Tage lang?
KAPLAN. Ja, da sind wir in Kärnten gewesen, auf
dem Großglockner.
EDUARD. Herrgott noch einmal!
JOSEFA. Na vielleicht nach der Matura, daß dir's
der Vater erlaubt.
EDUARD. Verzeihen, Hochwürden — kann man
denn klettern in so einer Tracht?
KAPLAN. Mit der Kletterei ist es dort nicht so
arg, lauter schöne, gebahnte Wege. Und was die Tracht
ich hab’ die Erlaubnis gehabt, während des
anbelangt.
Urlaubs in gewöhnlichem Anzug herumzugehen. Ja,
wir waren in Zivil sozusagen — beide. Dem Robert
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig