A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 40

EDUARD kindisch-ernsthaft. Ich mein’ das nicht im
Spaß. Ich hab’ dir ja früher gesagt, daß ich etwas mit
dir zu reden hätte. Du meinst vielleicht, das war nur
so eine Ausred’. Drum hab’ ich dich ja gefragt, ob du
mit mir spazierengehen willst. Ich habe nämlich gleich¬
falls die Absicht, zum Theater zu gehen. Zündet sich mit
gespielter Unbefangenbeit eine Zigarette an.
GUSTI ziemlich unbeteiligt, liest wieder ihren Vertrag durch.
EDUARD immer mit gespielter Unbefangenheit. Das Stu¬
dieren freut mich nämlich nicht. Ich hab’s auch schon
der Mutter gesagt. Wozu brauch' ich Matura zu ma-
chen? Ich werd' Schauspieler.
GUSTI, als wenn sie der Rauch seiner Zigrette genierte,
bústet übertrieben. Aber du bist ja vollkommen blöd. Sei
froh, daß du’s nicht nötig hast! Hält ibm den Kontrakt bin.
Siebzig Gulden Gage. Das wär' so was für einen ver-
wöhnten jungen Herrn -
EDUARD obstinat. Du hast selber gesagt, ich hab’
GUSTI. Wann hab' ich das gesagt? Nie ist mir das
Talent.
eingefallen. Grad das Gegenteil hab’ ich gesagt, ich
EDUARD. Neulich, ja. Aber heut früh beim
weiß noch sehr gut.
Romeo hast du gesagt: Vielleicht wirst du doch noch
GUSTI. Es gibt ja auch Schauspieler ohne talent.
ein Schauspieler.
EDUARD. Im Anfang ist man halt ein verkanntes
Genie. Ich weiß ja, daß ich noch viel zu lernen hab’
aber das lernt man am besten in der Praxis. Empfiehl
mich ganz einfach dem Direktor vom Innsbrucker
Stadttheater.
GUSTI. Als Kulissenschieber vielleicht.
EDUARD. Meinetwegen, wenn’s nicht anders geht,
für den Anfang als Kulissenschieber. Nachfahren tu ich
dir in jedem Fall. Ich hab’ mehr in der Sparkasse, als
GUSTI allmäblich ernsthaft erschrocken. Ich werd' mit
das Billett kostet.
deiner Mutter reden.
EDUARD. Das wirst du nicht tun.
Fl. cher-Ver ag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 20. 8. 29
Bibliographisches Institut in Leipzig