A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 48

JOSEFA nach einer Pause, leise. Ein Duell also...!
KAPLAN nickt. Nicht sein erstes. Von zwei anderen
vor drei und vor vier Jahren hat er mir erst später er¬
zählt, wie schon alles glücklich vorbei war. Die waren
nicht ernst, sozusagen Spielereien, wenn auch freilich
lästerliche Spielereien, wie sie in diesem Beruf offenbar
nicht zu vermeiden sind. Aber diesmal — diesmal!
Das ist ein Abschiedsbrief. Eine Tür schlägt zu.
JOSEFA erschrickt unwillkürlich, stebt auf, dann ins Zimmer
rufend. Ist der Eduard nach Haus gekommen?
KATHI drin. Nein, gnä' Frau. Der Wind hat die
Haustür draußen zugeschlagen. Das Fräulein Gusti ist
auch noch nicht zu Haus.
JOSEFA. Sie wird sich in der Post untergestellt
haben.
KATHI. Die Post ist schon lang zu, gnä' Frau. Ab.
JOSEFA zuerst in Gedanken, dann: Es wird sicher gut
ausgehen, Hochwürden, ich hab' es im Gefühl.
KAPLAN mit bilfloser Gebärde. Und nicht das Ge-
ringste war ihm anzumerken. Über alles Mögliche
haben wir gesprochen, über seine Transferierungs¬
angelegenheit vor allem. Ich hab’ ihn überhaupt noch
nie so gut aufgelegt gesehen. Wie sich ein Mensch nur
so verstellen kann.
JOSEFA. Das braucht doch keine Verstellung ge¬
wesen zu sein. Er wird’s eben auch im Gefühl haben,
daß nichts geschehen wird.
KAPLAN auf den Brief weisend, den er noch in der Hand bält.
Auf Tod und Leben geht’s. Sonst schreibt man keinen
solchen Brief. Pause,
JOSEFA teilnabmsvoll, aber neugierig. Und Hochwürden
haben keine Vermutung — mit wem und warum?
KAPLAN. Von — gewissen Dingen hat er nie zu
mir gesprochen, höchstens in Andeutungen.
JOSEFA vorsichtig. Wahrscheinlich — eine Liebes¬
geschichte?
KAPLAN. Was man so Liebesgeschichten nennt.
Pause.
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 21. 8. 29
Bibliographi.hes Institut, Leipzig