A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 49

JOSEFA. Mit einer verheirateten Frau.
KAPLAN ablebnend. Ich weiß nicht. Es wird wohl
Plötzlieb. Also, auf Wiedersehen, Frau Josefa.
JOSEFA nicht zu absichtlich. Es ist jetzt doch zu arg,
das Wetter.
KAPLAN. Um einen Uhr zwanzig geht ein Zug.
JOSEFA. Was wollen Hochwürden denn in der
Stadt drin machen? Verhindern läßt sich ja jetzt doch
nichts mehr.
KAPLAN. Das ist allerdings richtig. Und ich weiß
ja nicht einmal, wo er in Wien abgestiegen ist. Und
doch — mir ist, als könnte ich durch meine Nähe
ich weiß ja, es ist ein Unsinn — nichts kann man
machen — drin in der Stadt ebensowenig wie da. Es
heißt eben warten. Warten. Und beten. Gebete können
Wunder wirken. Haben schon oft Wunder gewirkt, Frau
Josefa. — Nur, leider, Geschehenes ungeschehen
machen, das vermag kein Gebet.
JOSEFA. Aber es kann doch noch nichts ge-
schehen sein, Hochwürden.
KAPLAN. Nicht so hab' ich es gemeint. Ich meine,
daß Gebet eine Schuld nicht aus der Welt tilgen kann.
JOSEFA. Wer weiß, ob die Schuld gar so groß war.
Ein junger Mensch — es gi### allerhand Versuchungen.
KAPLAN nicht predigend. Aber es ist unsere Pflicht,
anzukämpfen gegen — das, was Sie Versuchung nennen.
JOSEFA. Es sind nicht alle Menschen gleich.
Mancher ist wohl nicht geschaffen für einen solchen
Kampf.
KAPLAN. Auch Schwäche ist Schuld, Schwäthe
ganz besonders.
JOSEFA. Aber wer hat höheren Anspruch auf gött-
liche Milde, tn-uem-kann-oder-könnte-eich-die-himm-
ische Gnade besser erweisett als aff eine der schuldig
geworden ist? Was wäre Gnade sonst?
KAPLAN. Sie sind gut, Frau Josefa. Ich danke
Ihnen.
Fischer-Ver ag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
1. Fahnenkorr. am 21. 8. 29.
Bibliographisches Institut in Leipzig
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