A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 61

DRITTER AUFZU
Gleiche Dekoration. Früber Morgen.
Bübne ist zuerst leer.
Dann EDUARD und GUSTI von rechts, außerhalb des Zauns
mit einiger Vorsicht.
G.C.F.P.
G.C.F.P.
GUSTI. Es schlaft noch alles.
EDUARD mit ihr durch die Gartentür berein. Daß wir
bei dem Wetter nicht herunter können mitten in der
Nacht, wird sich die Mutter doch gedacht haben.
GUSTI. Geh du lieber vielleicht vorn beim Haus
herein, nicht über die Veranda.
EDUARD. Warum denn? Wir müssen uns doch
nicht verstecken? Jetzt, wo wir fürs Leben zusammen¬
gehören. Oder vielleicht nicht?
GUSTI. Ja, ja. Aber das muß nicht gleich
jeder wissen.
EDUARD. Sie sollen’s wissen.
GUSTI. Sei vernünftig, Eduard! — Das bist du mir
schuldig. Das sind wir beide deiner Mutter schuldig:
EDUARD. Aber dem Doktor mußt du’s sofort
sagen. Schreiben. Heut noch. Er darf überhaupt
nicht mehr herauskommen in die Kirchau.
GUSTI. Das kann ich ihm nicht verbieten.
EDUARD obstinat. Unbedingt mußt du ihm die
ganze Wahrheit schreiben. Rekommandiert darauf be¬
steh ich. Daß er sich nicht vielleicht einbildet
— hö
GUSTI ibn unterbrechend, bestimmt. Also jetzt
einmal zu. Keinen Menschen geht es etwas an, wie es
zwischen dir und mir steht, auch den Doktor nicht.
Du bist ein junger Mann, Eduard, Diskretion ist die
erste Pflicht. Alles übrige wird sich finden. Wenn du
dich aber verrätst, — auch nur mit einem Wort
und mich — du, ich sag’s dir, dann ist alles aus. Ver¬
standen? Nimmt plötzlich seinen Kopf zwischen beide Hände,
siebt ihn zärtlich an, küßt ihn aber nicht, tritt zurück. So
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüf
1. Fahnenkorr. am 21. 8. 29
graphisches Institut, Leipak