A128: Im Spiel der Sommerlüfte. In drei Aufzügen, Seite 78

Aber du kannst dir seine Aufregung vorstellen. Er hat
sogar die Idee gehabt, noch hineinzufahren in die Stadt.
Aber das hätte natürlich gar keinen Sinn gehabt.
GUSTI. Schau, Josefa, du mußt ja nichts reden.
JOSEFA. Wieso? Warum soll ich nichts reden?
GUSTI in gleichem Tonfall wie früber Josefa die gleichen
Worte zu ihr. Ich glaub' halt, es ist besser, du redest
nichts. Sie seben einander an, dann lächeln beide. Dann nimmt
Gusti Josefas Kopf in ihre Hände und küßt sie.
VINCENZ ist wieder auf die Veranda getreten, befremdet.
Ja, was habt ihr denn? Warum so gerührt? Wir fahren
doch alle zusammen hinein.
GUSTI. Ich will mich nur geschwind fertigmachen.
Rasch binein, an Vincenz vorüber.
VINCENZ nocb auf der Veranda, zu Josefa. Es geht
dem Mädel doch sehr nah.
JOSEFA unbestimmter Blick.
VINCENZ in den Garten. Die Geschichte mit dem
Doktor mein' ich.
JOSEFA nickt mit der Geste: Das ist doch selbstverständlich.
VINCENZ näber zu ihr. Auch dir, wie es scheint?
JOSEFA. Sie haben sich doch eigentlich sehr gern
gehabt die zwei So ein Abschied ist immer was
Trauriges — auch zum Zuschaun. Sie wird’s nicht
leicht haben, die Gusti, im Anfang... Auch jetzt die
letzten Tage in der Stadt
VINCENZ. Ist das vielleicht der Grund — daß
auch du nicht mehr herauskommen willst?
JOSEFA. Nicht gerade das. Aber ich denk mir,
wenn wir ohnedies schon hineinfahren — auf die paar
Tage kommt's am Ende nicht an
VINCENZ. Schade.
JOSEFA in wachsender Verlegenbeit. Wieso schade?
VINCENZ. Daß du gerade jetzt auf die Idee
kommst, in die Stadt binnenzuziehen, wo ich mir vor-
genommen habe, einmal vierzehn Tage lang in Ruhe
da heraußen auf dem Land zu verleben.
JOSEFA. Das wolltest du wirklich?
Fischer-Verlag, Berlin
Im Spiel der Sommerlüfte
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1. Fahnenkorr. am 22. 8. 29
Bibliographisches Institut, Leipzig
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