I-
Casanovas Heimfahrt
+ * * * / * * ==================
Novelle.
innunteriiinu
In seinem dreiundfünfzigsten Lebensjahre, als Casanova
längst nicht mehr von der Abenteuerlust der Jugend, sondern von
der Ruhelosigkeit nahenden Alters durch die Welt gejagt wurde,
fühlte er in seiner Seele das Heimweh nach seiner Vaterstadt
Venedig so heftig anwachsen, dass er sie,gleich einem Vogel, der
aus luftigen Höhen zum Sterben allmählig nach abwärts steigt,
in eng und immer enger werdenden Kreisen zu umziehen begann.
Oefter schon in den letzten zehn Jahren seiner Verbannung hatte
er an den hohen Rat Gesuche gerichtet, man möge ihm die Heimkehr
gestatten; doch hatten ihm früher bei der Abfassung solcher
Satzschriften, in denen er Meister war, Trotz und Eigensinn, manch-
mal auch ein grimmiges Vergnügen an der Arbeit selbst die Feder
geführt, so schien sich seit einiger Zeit in seinen fast demütig
flehenden Worten ein schmerzliches Sehnen und echte Reue immer
unverkennbarer auszusprechen. Er glaubte um so sicherer auf
Erhörung rechnen zu dürfen, als die Sünden seiner früheren Jahre,
unter denen übrigens nicht Zuchtlosigkeit, Händelsucht und Be-
trügereien meist lustiger Natur, sondern Freigeisterei den Vene-
Casanovas Heimfahrt
+ * * * / * * ==================
Novelle.
innunteriiinu
In seinem dreiundfünfzigsten Lebensjahre, als Casanova
längst nicht mehr von der Abenteuerlust der Jugend, sondern von
der Ruhelosigkeit nahenden Alters durch die Welt gejagt wurde,
fühlte er in seiner Seele das Heimweh nach seiner Vaterstadt
Venedig so heftig anwachsen, dass er sie,gleich einem Vogel, der
aus luftigen Höhen zum Sterben allmählig nach abwärts steigt,
in eng und immer enger werdenden Kreisen zu umziehen begann.
Oefter schon in den letzten zehn Jahren seiner Verbannung hatte
er an den hohen Rat Gesuche gerichtet, man möge ihm die Heimkehr
gestatten; doch hatten ihm früher bei der Abfassung solcher
Satzschriften, in denen er Meister war, Trotz und Eigensinn, manch-
mal auch ein grimmiges Vergnügen an der Arbeit selbst die Feder
geführt, so schien sich seit einiger Zeit in seinen fast demütig
flehenden Worten ein schmerzliches Sehnen und echte Reue immer
unverkennbarer auszusprechen. Er glaubte um so sicherer auf
Erhörung rechnen zu dürfen, als die Sünden seiner früheren Jahre,
unter denen übrigens nicht Zuchtlosigkeit, Händelsucht und Be-
trügereien meist lustiger Natur, sondern Freigeisterei den Vene-