A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 54

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Abbate. Es war wie Mittags ein einfaches und dabei höchst schmack-
haftes Mahl. Die zwei älteren Töchter des Hauses, Toresina und
Nanetta, reichten die Schüsseln und schenkten von dem trefflichen
Wein, der auf Olivos Hügeln wuohs; und sowohl der Marchese wie
der Abbate dankten den Mädchen mit scherzhaft derben Liebkosun-
gen, die ein gestrengerer Vater als Olivo war sich vielleicht
verboten hätte. Amalia schien nichts zu bemerken; sie war blass,
was
a été bien
ihr Blick trübe, sie sah sie eine Frau aus, die sich entschlossen
Schokke
ungrein
war in
hat, alt zu werden, weil es jeden Sinn für sie verloffung zu
sein. Ist dies nun meine ganze Macht? dachte Casanova bitter,
sie von der Seite betrachtend. Oder war es nur die Beleuchtung,
die Amaliens Züge so traurig veränderte? Es fiel nämlich nur
ein breiter Strahl von Licht aus dem Innern des Hauses auf die
Gäste; im übrigen liess man sich's an Dämmerschein des Himmels
genügen. In scharfen schwarzen Linien schlossen die Baumwipfel
alle Aussicht ab, und Casanova fühlte sich an irgend einen ge-
heimnisvollen Garten erinnert, in dem er vor vielen Jahren nächt-
licherweile eine Geliebte erwartet hatte. „Murano“, flüsterte
er vor sich hin und erbebte; dann sprach er laut: „Es gibt ei-
nen Garten auf einer Insel nahe von Venedig, einen Klostergarten,
den ich vor etlichen Jahrzehnten zum letzten Mal betreten ha-
bei- in dem duftete es Nachts geradeso, wie heute hier".-.gie
sind wohl auch einmal Mönch gewesen?“ fragte die Marchesa so