A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 55

send.-.Beinahe“, erwiderte Casanova lächelndund erzählte wahr-
heitsgemäse, dass ihn als einem fünfzehnjährigen Knaben der Pa-
triarch von Venedig die niederen Weihen verliehen, dass er aber
schon als Jüngling vorgezogen habe das geistliche Gewand wieder
abzulegen. Der Abbate tat eines nahegelegenen prauenklosters
Erwähnung, zu dessen Beauch er Casanova dringend rate,falls er
es noch nicht kennen sollte. Olivo stimmte lebhaft zu; er rühmte
den düstern alten Bau, die annutige Gegend, in der er gelegen
war, den abwechslungsreichen Weg dahin. Uebrigens, fuhr der Abbate
fort, habe die Aebtissin, Schwester Beraphina,-eine höchst gelehr-
te Frau, Herzogin von Geburt - in einem Brief an ihn den Wunsch
geäussert, (schriftlich darum, weil in jenem Kloster das Gelübde
enigen
des Schweigens herrsche) Marcolina, von deren Gelehrsamkeit sie
erfahren, von Angesicht zu Angasicht kennen zu lernen.-. Ich hof-
fe, Marcolina", sagte Lorenzi, und es war das erste Mal, dass er das
Wort geradaus an sie richtete, Sie werden sich nicht dazu verfüh-
ren lasen, der Herzogin-Aebtiesin in jeder Beziehung nachzueifern.
„Warum sollt' ich auch?“ erwiderte Maroolina heiter;,man kann
seine Freiheit auch ohne Gelübde bewahren - und besser, denn Ge-
lübde ist Zwang“.
Casanova sass neben ihr. Er wagte es nicht einmal
leise ihren Fuss zu berühren oder sein Knie an das ihre zu drän-
gen: noch ein drittes Mal jenen Ausdrucks des Grauens, des Ekels
in ihrem Blick gewahren zu müssen- dass war er gewiss - hätte