A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 103

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Vorsichtseiner Halbheit, seiner Kriecherei willen. Ein Ungläubi-
ger der? Von dem man in der letzten Zeit immer wieder hörte,
dass er sich aufs Trefflichste mit den Pfaffen stand und zur
Kirche, an Festtagen sogar zur Beichte ging? Ein Ketzer der?
Ein Schwätzer, ein grosssprecherischer Feigling - nichts anderes!
Nun aber war die fürchterliche Abrechnung nah, nach der von dem
grossen Philosophon nichts übrig bleiben sollte, als ein kleines
witziges Schreiberlein. Wie hatte er sich aufgestielt, der gute
Herr Voltaire...Ah, mein guter Herr Casanova, ich bin Ihnen ernst
lich böse. Was gehen mich die Werke des Herrn Berlin an? Sie
sind schuld, dass ich vier stunden mit Dummheiten verbracht habe“.-
Geschmachssache, mein bester Herr Voltaire, man wird die Werke
Merline noch lesen, wenn die Pucelle längst vergessen ist...
und auch meine Sonette wird man möglicherweise zu dieser Zeit
noch schätzen, die Sie mir mit einem unverschämten Lächeln zurück-
gaben, ohne ein Wort darüber zu äussern. Doch das sind Kleinig-
keiten. Wir wollen eine grosse Angelegenheit nicht durch schrift-
stellerische Empfindlichkeiten verwirren. Es handelt sich um die
Philosophie - um Gott... Wir wollen die Klingen kreuzen, Herr
Voltaire, sterben Sie mir nur gefälligst nicht zu früh.-
Schon dachte er daran, seine Arbeit auf der stelle zu
beginnen, als ihm einfiel, dass der Bote wassxxx auf Antwort
wartete. Und mit fliegender Hand entwarf er einen Brief an den