A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 105

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G.C.F.P.
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auch in der Beichte nicht. Und wenn du später einen Liebhaber
kriegst oder einen Bräutigam oder gar einen Mann, der braucht es
auch nicht zu wissen. Du sollet überhaupt immer lügen; auch Va-
ter und Mutter und Geschwister sollst du anlügen; auf dass es
dir wohl ergehe auf Erden. Merk dir das".- So lästerte er und
Toresina musste es wohl für einen Segen halten, den er über sie
sprach, denn sie nahm seine Hand und küsste sie andächtig wie
die eines Priesters. Er lachte laut auf..Komn', sagte er dann,
komm, meine kleine Frau, wir wollen Arm in Arm im Saal unten
erscheinen!" Sie zierte sich wohl ein wenig, lächelte aber da-
bei nicht unzufrieden.
Es war die höchste Zeit, dass sie aus der Türe traten,
denn Olivo kam eben erhitzt mit gerunzelten Brauen die Treppe
herauf und Casanova vermutete gleich, dass unzarte Scherze des
Marchese oder des Abbate über das lange Ausbleiben der Kleinen
ihm Bedenken verursacht haben mochten. Seine Züge erheiterten
sich sofort, als er Casanova wie zum Scherz in die Kleine einge-
hängt auf der Schwelle stehen sah. „Verzeihen Sie, mein bester
Olivo“, sagte Casanova, „dass ich warten liess. Ich musste meinen
Brief erst zu Ende schreiben“. Er hielt ihn Olivo wie ein Be-
weisstück entgegen. „Nimm ihn“, sagte Olivo zu Toresina, indem er
ihr die etwas verwirrten Haare streichelte, und bring ihn dem
Boten".- „Und hier", fügte Casanova hinzu,.eind zwei Goldstücke,