A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 112

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sehr gross. Beide Steine stammen aus einem Schmuck, den ich selbst
einmal meiner Frau geschenkt habe. Und da ich doch nicht anneh-
men kann, dass die Marchesa diese reine für den Leutenant Loren-
zi zu Ringen hat fassen lassen, so können sie,-so kann offenbar
der ganze Schmuck nur gestohlen sein. Also - das Pfand genügt
mir, Herr Leutenant, bis auf Weiteres".- „Lorenzi!“ rief Olivo,
von uns allen haben Sie das Wort, dass keine Seele jemals erfah-
ren wird, was soeben hier vorgegangen ist."- „Und was auch Herr
Lorenzi begangen haben mag,“ sagte Casanova.. Sie, Herr Marchese,
sind der grössere Schuft".- „Das will ich hoffen“, erwiderte der
Marchese. „Wenn man einmal so alt ist wie unser Einer, Herr Che¬
valier von Seingalt, darf man sich wenigstens in der Schurkerei
von niemandem andern übertreffen lassen. Guten Abend, meine Her-
rem'. Er stand auf, niemand erwiderte seinen Gruss und er ging.
Für eine kurze Weile ward es so still, dass wieder das Lachen
der Kinder vom Garten her wie in übertriebener Lautheit vernahm-
lich wurde. Wer hätte auch das Wort zu finden vermocht, das jetzt
bis in Lorenzie Seele gedrungen wäre, der noch immer mit über dem
Tisch erhobenen Arm dastand wie vorher? Casanova, der als Einzi-
ger auf seinem Platz sitzen geblieben war,fand ein unwillkürli-
ches künstlerisches Gefallen an dieser zwar sinnlos gewordenen.
gleichsam versteinerten, aber drohend-edlen Geste, die den ganzen
jüngling in ein Standbild zu verwandeln schien. Endlich wandte
sich Olivo an ihn, wie mit einer Geberde der Beschwichtigung.