A139: Casanovas Heimfahrt, Seite 144

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rückwärtigen Gartentür lief, wurde wohl nur von Olivo, dessen Fa-
und den Seinen,
milie und gelegentlich von Gästen benutzt. Es fiel Casanova ein.
dass er nun vielleicht die letzten Minuten seines Daseins durch-
lebte und er wunderte sich, dass er vollkommen ruhig war. Herr
Voltaire hat Glück, dachte er flüchtig; aber im Grunde war ihm
Voltaire höchst gleichgültig, und er hätte gewünscht in dieser
Seele
Stunde holdere Bilder vor sein innere### zaubern zu können,
als das widerliche Vogelgesicht des alten Literaten. War es
übrigens nicht sonderbar, dass jenseits der Mauer in den Wipfeln
der Bäume keine Vögel sangen? Das Wetter würde sich wohl ändern.
Doch was ging ihn das Wetter an! Er wollte lieber Marcolinens
gedenken, der vonnen, die er in ihren Armen genossen, und die er
nun teuer bezahlen sollte. Teuer?- Wohlfeil genug! Ein paar Gre###
senjahre - in Elend und Niedrigkeit...Was hatte er noch zu tun
auf der Welt?... Herrn Bragadino vergiften!- War es der Mühe
wert? Nichts war der Mühe wert...Wie dünn dort oben die Bäume
standen. Er begann sie zu zählen. pünf.... sieben...zehn - sollte
ich nichts Wichtigeres zu tun haben?... - Ich bin bereit, Herr
Chevalier!" Rasch wandte sich Casanova um. Lorenzi stand ihm
gegenüber, herrlich in seiner Nacktheit wie ein junger Gott.
Alles Gemeine war aus seinem Antlitz weggelöscht; denn er schien
so bereit zu töten als zu sterben.- Wenn ich meinen Degen hin-
würfe? dachte Casanova. Wenn ich ihn umarmte? Er liess den Man-