A141: Fräulein Else, Seite 64

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nicht zum Diner herunterkommen und
Paul auch nicht. Aber neugierig bin
ich, wie sich Sissy benehmen wird.Nur
werd ich s leider nicht erfahren. Gar
nichts mehr werde ich erfahren. Oder
vielleicht weiss man noch alles,so
lange man nicht begraben ist. Und am
Ende bin ich nur scheintot. Und wenn
der Herr von Dorsday an meinen Leich
nam tritt,so erwache ich und schlage
idie Augen auf, da lässt er vor Schreck
das Monocle fallen. Aber es ist ja lei¬
der alles nicht wahr. Ich werde nicht
scheintot sein, ich werde mich über-
haupt gar nicht umbringen, ich bin ja
zu feig. Und vielleicht habe ich
nicht genug Veronal.Wieviel Pulver
braucht man denn. Sechs, glaub ich. Aber
zehn ist sic herer. Ich glaube, es sihd
noch zehn. Und jetzt laufe ich weiss
Gott wie oft um das Hotel herum. Bin
ich denn verrückt? Sie sitzen immer
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noch beim Diner.Die Fall ist noch
eer.Wie sonderbar sie aussieht, ganz
ohne Menschen. Auf dem Sessel liegt
ein Hut.Wer hat den vergessen? Dort
im Fauteuil sitzt ein alter Herr und
liest Zeitung. Wie gut's dem geht.Er
hat keine oorgen.Er liest ruhig Zei-
tung und ich muss mir den vopf zer¬
brechen. wie ich dem Papa dreissigtau-
send Gulden verschaffen soll.Ach Cott,
ich weiss ja wie.Es ist ja so furcht-
remands comme
bar einfach. Aber ich muss mich end¬
lich entschliessen) Herr von Dorsday
sitzt auf Nadeln. Wo bleibt sie? Wo
bleibt sie? Hat sie sich am Ende um-
gebracht? Oder dingt sie jemanden zu
einem Meuchelmord? Aber nein,Herr von
Dorsday,ich bin keine so gefährliche
Person. Ein kleides Luder bin ich,
nicht mehr. Für die Angst, die sie aus
stehen, sollen sie auch Ihren Lohn ha-
ben. Um zwölf Uhr in Ihrem zimmer.