A145: Mein Freund Ypsilon, Seite 5

solchen war mein Freund Ypsillon. Er ist verrückt geworden und gestorben. Nun, es haben
ihn Wenige bei Lebzeiten gekannt und seine Werke werden ihm die Unsterblichkeit nicht
verleihen. Sein Wahnsinn jedoch wird ihn manchem liebenswert erscheinen lassen, dessen
Interesse von den traurigen Scherzen angeregt wird, an denen die Natur zuweilen Ge¬
fallen findet.
Launische, goldene Phantasie! Dem einen nahst du schmeichelnd in duftender Freund¬
schaft und bildest ihn zum glücklichsten aller Narren, zum Dichter; wie einen Feind über¬
fällst du den andern und machst ihn zum Bedauernswertesten der Poeten: zum Narren!
st.
Über Jules Vernes Leben.
Aus der populär-wissenschaftlichen Wochenschrift „Das Wissen für Alle“.
Der Dichter ist in Nantes geboren, und zwar wahrscheinlich im Jahre 1828, denn
über sein Alter liebte "er zu schweigen: „Das interessiert niemanden“, pflegte er zu sagen
„nicht einmal mich." Sein Vater, der Anwalt war, bestimmte ihn zum Eintritt in die
Basoche, die Gilde der Pariser Parlamentsschreiber, und schickte ihn zum Studium nach
Paris. Aber der junge Verne hatte mehr Interesse für das Theater und die Literatur
Mit Alexander Dumas d. J. war er eng befreundet und mit dessen Hilfe gelang es ihm
auch im Jahre 1850, einen Einakter in Versen, „Die zerbrochenen Strohalme“, am
Théâtre Historique aufführen zu lassen, den er Dumas widmete. Das Werkchen war nicht
ohne Erfolg und wurde auch gedruckt. 1854 war Verne Sekretär am Théâtre Lyrique,
zu der Zeit, als Emile Perrin die Direktion der Opéra Comique und das Théâtre Lyrique
in seiner Hand vereinigte. Er schrieb damals einige Bücher zusammen mit Michel Carré:
„Collin-Maillard“, „Les Compagnons de la Morjolaine", „L'Auberge des Ardennes“
daneben war er auch als Agent an der Börse tätig, da er mit dem Theater doch kein
Glück hatte. Eines Tages erklärte er in einer Unterhaltung mit seinen Kameraden:
„Kinder, ick glaube, ich werde euch verlassen. Ich habe eine Idee gehabt, wie sie nach
dem Spruche des Dichters jeder Mensch haben muß, der sein Glück machen will. Ich
werde einen Roman in einer ganz neuen originellen Form schreiben. Glückt es, dann bin
ich sicher, ich habe eine Goldmine entdeckt. Dann schreibe ich immer weiter solche Romane
und nur solche Romane und ihr könnt unterdessen weiter Wolle und Korn einkaufen.
Als man ihn auslachte, fuhr er fort: „Lacht nur, wir werden sehen, wer zuletzt lacht.
Nach einigen Wochen erschien in Hetzels „Magasin illustré d’éducation et de récréation
der Roman „Fünf Wochen im Luftballon“ (1863). Kurz darauf kam er als Buch heraus
und war ein großer Erfolg. Im Jahre 1872 ließ er als Feuilleton des „Temps“ einen
seiner berühmtesten Romane „Die Reise um die Welt in 80 Tagen“ erscheinen. Einer
seiner Freunde, Ed. Cadol, bat ihn, daraus ein Theaterstück machen zu dürfen. Cadol hatte
aber mit derblaatralischen Bearbeitung keinen Erfolg, doch der Direktor von La Porte
Saint-Martin, La Rochelle, sagte: „Daraus kann nur einer ein Stück machen und das ist
d'Enney." Er brachte d'Ennery mit Verne zusammen und nun machte das Stück sein
Glück; es wurde 400mal aufgeführt und brachte den Direktoren von Port Saint=Martin
drei Millionen ein. Einen kaum geringeren Erfolg hatte der Roman „Michel Srogoff“
in der Bühnenbeerbeitung von d'Ennery, der eine Einnahme von Mk. 1,400.000 erzielte.
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