A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 3

an Schlaflosigkeit und Herzklopfen leide; trotzdem fühle er sich
immer wieder zu Fels- und Zis regionen emporgezogen. Denn dort oben
befinde er sich stets in einer Art von Rausch, gewissarmassen in
einem edleren und kräftigeren Verhältnis zum Leben durch die Nähe
des Todes, was schliesklich mehr wert sei, als das banale körper-
liche Wohlbefinden, mit dem er im Grunde nichts anzufangen wisse.
Er liebte Bemerkungen so allgemeiner und dabei zweifelhafter Na-
tur, ohne jedoch auf ihnen zu bestenen, wenn es irgend jemandem ich
einfiel sie zu bestreiten. Robert fühlte heute noch weniger als
sonst ein Bedürfni nach dem was Leinbach metaphysische Unterhal-
tungen zu nennen pflegte. Bei einem Andern hätte es fast wie Ab-
sicht wirken können, dass er sich mit keinem Worte nach des Freun-
des Gesundheitszustand erkundigte; doch Leinbachs Gleichgültig-
keit und stetes Beschäftigtsein mit seiner eigenen Person erklärte
dieses Versäumnis auf das Haruloseste. Im Laufe des Gesprächs aber
Husserte Robert ungefragt gelinde Zweifel,ob er einer Wiederauf-
nahme seiner Berufstätigkeit schon jetzt vollkommen gewachsen
ooh gar nicht
wäre.
„Warum nicht“, warf Leinbach hin. „Du gehst aus dem
Bureau und hast damit deinen Beruf hinter dir gelassen. Von drei
Uhr an bist du ein freier Mann, und die Welt gehört dir. Sieh dir
dagegen uns ereinen an. Keinen Augenblick hat man Ruhe, auch wenn
man scheinbar nichts zu tun hat. Immer gehen einen die Schieksale
der patienten innerlich nach. Ordination von zwei bis vier", so
heisst es wohl, aber der echte Arzt hat münterbreeben. Ordinationz-