A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 50

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emen.
andere gleichfalls im Bereiche
den Mord begangen, so lag alles
vorellem
der Möglichkeit; List und Tücke jeder Art, um das Verbrechen zu
verschleiern. Es war ihm bewusst, dass all diese Einfälle und Er-
wägungen im Verlauf von wenigen Sekunden durch sein Hirn gejagt
waren. Nun aber, da er Mariannens Augen mit einen unverkennbaren
Ausdruck der Besorgnis auf sich gerichtet sah, fühlte er, dass er
tötlich erblasst war; und er sagte sich, dass es vor allem darauf
ankam, sich nicht zu verraten. Mit einer gewaltigen Willensanstren-
gung vermochte er seinem Antlitz einen harmlosen Ausdruck zu ver-
bei seinem Bruder zu entschuldi-
leihen und er bat Marianne ihr
gen, da er jetzt eilen müsse, um eine Wohnung auf der Wieden, die nur
bis zu einer gewissen Stunde zur Besichtigung frei stände, noch-
mals in Augenschein zu nehmen. „Für morgen aber lade ich mich
wieder zu Tisch bei Euch ein, wenn ich nicht doch vielleicht",
setzte er eilig hinzu, „für ein paar Tag auf den Semmering fahre“,
„Unruhiger Geist“, rief Marianne ihm zum Abschied nach.
Als er aus dem Tore trat stand gegenüber vor einem
grossen Spiegelfenster, eine Zigarre rauchend, ein Herr von frag-
würdig-verdächtiger Eleganz, der mit auffal lender Raschheit den
Blick wandte, als Robert ihn ins Auge fasste. Sind wir so weit?
dachts er flüchtig. Dann aber lachte er. Es wäre das Neueste,
segte er vor sich hin, wegen einer Wahnidee verhaftet und zur Re-
chenschaft gezogen zu werden. Denn dass es nur eine törichte Ein-
bildung gewesen war, die ihn früher überfallen, dessen war er jetzt
wieder ganz gewiss. Ob man aber nicht doch, dachte er weiter, vor-