A228: Fastnachtgeschichten (Carnevalssilhouetten), Seite 9

„ 1 11
Wahrhaftig! ein Meer von Freiheit, Leben und Freude! Zum mindesten
einen Augenblick lang kosten dürfen vom Hauche auch der bezauberndsten
Schönheit, festhalten ein herrliches Weib, dessen Fangerspitzen man
sonst nicht einmal berühren darf -! es liegt ein unbeschreiblicher
Reiz in diesem Gewähren, und leider noch mehr im Nichtgewährer -!
Ach ja; — denn die Musik lässt ihre letzten zuokenden Accorde ver-
klingen, Gestalt löst###sich von Gestalt, und gar vielen Tänzern und Tän-
zerinnen ist's, als wenn eine Ahnung in ihnen wach würde, dass diese
durchtansten Stunden. nur eine Ahnung gewesen seien - Wie war es
mir doch damals, als jener fröhlichen Nacht ein kalter trüber Morgen
folgte, und ich auf der feuchten Strasse einem Mädchen begegnete, das
ich vor wenig Stunden beim Tanz kennen gelernt und die mich gar artig
angelächelt hatte mit den freundlichen Lippen. Ich sah, ihr wohl an,
dass sie jetzt auch lächeln wollte und auch ich hätte meinen
Antlitz gern den bekannten verständnisinnigen Ausdruck gegeben; aber
bei diesem ganzen beiderseitigen Bemühen liess sich nichts anderes er-
zielen, als zwei paar verdriessliche Augen, in denen man alles mögliche
lesen konnte, ganz besonders viel von unerfüllt gebliebenen Ahnungen.
Wir gingen aneinander vorüber, und ich sehnte mich nach den nächsten Ball,
Sie wahrscheinlich auch; denn das interessante an einem Balle ist nicht,
was man dort erlebt, sondern was man alles dert erleben könnte. Und
was kann man nicht alles erleben. So zum Beispiel - Aber davon ein
ander Mal; und dann will ich lieber warten, bis mir die Geschichte pas
siert ist....