A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 7

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und schlecht gepflasterten Strassen der alten Hafenstadt ermüdet
hatte, auf sein Lager hin und suchte im Herzen nach dem frohen Vor-
gefühl, das ihn noch heute morgens während seines Spazierganges be-
wegt und beinahe beglückt hatte. Aber was er fand war nicht Freude
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mehr, sondern eine sonderbare Bengigkeit, als führe er einer bedeu-
tungsvoll ernsten Entscheidung entgegen, Kündigte die Nähe der Hei-
G. F.
mat in so unerwünschter Weise sich an? Sollte es ihm bestimmt sein
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ebenso bedrückt als er fortgereist war wieder heimzukehren, und
brach nun nach manchen guten und freien Stimmungen der letzten Mo-
nate jenes unbegreifliche,kaum in Gedanken,nimmer in Worte zu Fas-
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sende über ihn herein, das dunkel drohend noch Schlimmeres anzumel-
den schien? Hatten die Aerzte sich geirrt oder ihn mit Absicht ge-
täuscht,die von einer sechsmonatlichen zerstreuenden Reise voll-
kommene Genesung für ihn zu erwarten behaupteten? Doktor Leinbach,
sein Freund aus Jugendtagen,war freilich immer geneigt, Beschwerden,
die man ihm klagte, leicht zu nehmen,und es konnte kaum als sehr
beruhigend gelten, dass er alle irgend einmal schon am eigenen Leib
verspürt haben wollte. Aber dass auch Otto, wenn er ihn für ernst-
lich krank gehalten, die Verantwortung auf sich genommen hätte, den
einzigen Bruder für ein halbes Jahr,ohne jede Begleitung,in die
Welt hinauszuschicken, das war in keinem Fall anzunehmen. Zugleich
aber musste Rebert sich fragen, und nicht zum ersten Mal, ob er sich
dem Bruder auch ohne Rückhalt aufgeschlossen und nicht vielmehr
in sonderbarer Scheu noch in der letzten Unterredung ihm gegenüber
seinen Zustand harmloser dargestellt, als er selbst ihn empfunden
hatte, innder unbewussten Hoffnung, auf diese Art ein gelinderes Ur-
teil zu erfahren. Urteil: dies war das Wort, das sich ihm innerlich