aufdrängte; und es war das richtige. Denn von Jugend auf hatte er
sich dem älteren Bruder gegenüber bei äusserlich glänzenderen Ei-
genschaften als einen Menschen von geringerem Wert betrachtet, und
er verhehlte sich nicht, dass sein eigener bürgerlicher Wandel von
Otto selten mit Nachsicht,öfter mit Ungeduld und Aerger begleitet
wurde. Und Robert begriff das sehr gut. Ottos pflichtenschweres
Dasein, der Ernst seines Berufes,bei dessen Uebung es um so wesent-
liche Dinge, wie um Leben und Gesundheit ging, sein sicheres und
zugleich opfervolles Ruhen in der Familie,all das stellte sich für
Robert in so hehrem Lichte dar, dass ihm dagegen seine eigene Existens,
wenn sie auch in den Rahmen eines Amts gespannt war,oft genug wie
ohne rechte Würde und ohne tieferen Sinn erschien. Von seinem Bruder
als ein Genesener, ja als ein Gebesserter vielleicht, mit Herzlich-
keit begrüsst zu werden, dünkte ihn das Beste, was die Heimat zun
Empfang ihm bieten konnte. Und dass die freudige Erwartung eines
guten Wiedersehens sich allmählich in eine immer unruhvollere Ban-
gigkeit gewandelt hatte, das musste verborgene Ursachen haben, denen
Robert zwar zögernd,aber widerstandslos nachgrübelte. Und er fühlte
wie aus den Gründen seiner Seele dumpf, doch unverscheuchbar, eins
Erinnerung emportauchte, als wollte sie sich nicht länger in ihrem
jahrelangen trügerischen Schlummer halten lassen; ein Wort fing
an in ihm zu klingen, das sich vorerst seinen eigenen Sinn nicht
einzugestehen wagte; und mit Absicht flüsterte er dieses Wort ein-
mal, sehnmal, fünfzigmal vor sich hin, als vermöchte er es auf diese
Weise seiner Bedeutung wie seiner Kraft zu berauben. Und wirklich
begann es allmählich leerer und nichtiger zu werden, war am Ende
nichts als ein zufälliges Nacheinander von Buchstaben,willkürl ich
ansinandergereiht, nicht sinnvoller als unter dem heimrasenden
sich dem älteren Bruder gegenüber bei äusserlich glänzenderen Ei-
genschaften als einen Menschen von geringerem Wert betrachtet, und
er verhehlte sich nicht, dass sein eigener bürgerlicher Wandel von
Otto selten mit Nachsicht,öfter mit Ungeduld und Aerger begleitet
wurde. Und Robert begriff das sehr gut. Ottos pflichtenschweres
Dasein, der Ernst seines Berufes,bei dessen Uebung es um so wesent-
liche Dinge, wie um Leben und Gesundheit ging, sein sicheres und
zugleich opfervolles Ruhen in der Familie,all das stellte sich für
Robert in so hehrem Lichte dar, dass ihm dagegen seine eigene Existens,
wenn sie auch in den Rahmen eines Amts gespannt war,oft genug wie
ohne rechte Würde und ohne tieferen Sinn erschien. Von seinem Bruder
als ein Genesener, ja als ein Gebesserter vielleicht, mit Herzlich-
keit begrüsst zu werden, dünkte ihn das Beste, was die Heimat zun
Empfang ihm bieten konnte. Und dass die freudige Erwartung eines
guten Wiedersehens sich allmählich in eine immer unruhvollere Ban-
gigkeit gewandelt hatte, das musste verborgene Ursachen haben, denen
Robert zwar zögernd,aber widerstandslos nachgrübelte. Und er fühlte
wie aus den Gründen seiner Seele dumpf, doch unverscheuchbar, eins
Erinnerung emportauchte, als wollte sie sich nicht länger in ihrem
jahrelangen trügerischen Schlummer halten lassen; ein Wort fing
an in ihm zu klingen, das sich vorerst seinen eigenen Sinn nicht
einzugestehen wagte; und mit Absicht flüsterte er dieses Wort ein-
mal, sehnmal, fünfzigmal vor sich hin, als vermöchte er es auf diese
Weise seiner Bedeutung wie seiner Kraft zu berauben. Und wirklich
begann es allmählich leerer und nichtiger zu werden, war am Ende
nichts als ein zufälliges Nacheinander von Buchstaben,willkürl ich
ansinandergereiht, nicht sinnvoller als unter dem heimrasenden