A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 12

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sondern - wie er tief erschauernd fühlte - vielleicht schon sein
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eigenes Schicksal geheimnisvoll sich angekündigt hatte. Und er
erlebte ihn wieder.
Mit seinem Bruder Otto, dem Leutnant Höhnburg und anderen
guten Bekannten war er nach einem Wettrennen in der Freudenau in
einem menschenüberfüllten Pratergarten eingekehrt. Höhnburg war
unter ihnen allen der lauteste und lustigste gewesen, noch lauter
und übermütiger als er sonst zu sein pflegte und es war nicht son-
derlich aufgefallen, als er dem Kellner ein Trinkgeld in ungewöhnli-
ara
cher Höhe überreichte. Auf dem Heimweg aber hatte Otto den Bruder
beiseite genommen und ihm anvertraut, dass ihr gemeinsamer Freund
Höhnburg - was die Andern noch nicht ahnten,er selbst als Arzt
aber seit etlichen Tagen mit Bestimmtheit wusste - unheilbaren
Wahnsinn verfallen sei und in spätestens drei Jahren unter der
Erde liegen werde. Robert lehnte sich zuerst gegen die Zukutung
auf in dem jungen Kavallerieoffizier, der ein solches Bild ungetrüb-
ter, ja gesteigerter Gesundheit bot, und der zudem sein Freund war,
einen Gezeichneten, einen Verurteilten zu erblicken. Als er sich
aber endlich den Fachkenntnissen seines Bruders gegenüber beschei-
den musste, begann ihm Wesen und Benehmen, ja die ganze Ärscheinung
des Freundes, unheimlich und immer unheimlicher zu werden; er ver-
mied es das Wort an ihn zu richten, ja hatte geradezu Angst, dass
jener sich wieder zu ihm wenden und vielleicht den Arm unter den
seinen schieben würde, und ohne Abschied verschwand er aus der
Gesellschaft. Schon wenige Tage darauf erlitt Höhnburg einen Tob-
suchtsanfall und musste einer Anstalt übergeben werden.
dagezeich
Bei der nächsten Begegnung mit Otto, ohne vorherige Absicht.