A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 69

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das er gefunden hatte,beruhigte ihn beinahe.
Im Kaffeehaus hatte ihn Kahnberg mit Ungeduld erwar-
tet. Der Dichter, der ihn neuerdings zum Vertrauten seiner Liehes-
schmerzen erwählt hatte,zog ihn in eine stille Ecke und sprach
von den Eifersuchtsqualen,die sein Herz durchtobten. Er stehe
für nichts mehr ein, behauptete er,er wisse nicht, wie die Sache
enden würde."Heute Nacht, während sie schlafend an meiner Seite
lag“, bemerkte er in seiner indiskreten Art, die Robert verabscheu-
te,"war ich so nahe daran ein Ende zu machen - mit allem, mit ihr
und mit mir - dass ich kaum weiss, was mich schliesslich davon
abgehalten hat. Es sind Abgründe in uns,Herr Sektionsrat,glauben
Sie mir „Abgründe."
"Darin bin ich kein Fachmann“,erwiederte Robert
abweisend,"und ich weiss nicht recht,warum Sie gerade mir die
Ehre erweisen, mich in diese Dinge einzuweihen.
"Das ist sehr einfach.Herr Sektionsrat. Weil Sie,
wie Ihnen auf der Stirne geschrieben steht,ein Mensch sind, der
viel erlebt hat und daher manches zu verstehen imstande ist, was
Andere vielleicht mit Schaudern erfüllen würde."
"Das ist ein Irrtum,Herr Kahnberg,ich verstehe
nicht das Geringste von Abgründen. Inmeiner Seele herrechen
höchst geordnete Verhältnisse. "
"Daran zweifelte ich nicht",erwiederte Kahnberg
etwas verletzt.
"Ich habe auch nicht recht begriffen," fuhr Robert
immer gereister fort,“wie ich zu der Ehre kam, auf der Reise Ihr
Drana zu empfangen - mit einer übrigens allzu schneichelhaften