A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 83

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auch dessen ärztliche Gediegenheit, vielleicht sogar die Schärfe
seines Verstandes von manchen Fachleuten einigermassen angezwei-
felt, er war Robert doch von Jugend auf verbunden, war ihm Freund,
liebte ihn in seiner Weise. Und gerade, dass er nicht beruflich
begrenzt, und sehr ferne davon war ein Spezialist zu sein,machte
ihn in diesem Falle zum unbestechlichsten Richter. Er, besser
als jeder Andere, würde die Eigentümlichkeit und Schwierigkeit
von Roberts Lage zu erfassen imstande und am ehesten bereit sein
ihm helfend zur Seite zu stehen. Es war ja nicht notwendig ihm
sofort alles zu sagen, und man brauchte anfangs nicht weiter zu
gehen, als dringend geboten schien. So nahm sich Robert denn vor,
schon am nächsten Tag mit Leinbach zu reden,sonst aber keinen
Menschen, nicht einmal Paula, ins Geheimnis zu ziehen.
Dieser Vorsatz beruhigte ihn so sehr,dass er seinem
Spiegelbild zulächelte und dieses wieder ihm,was ihm trotz aller
Selbstverständlichkeit wohl tat. Er verbrachte den Rest der Nacht
in gutem Schlaf, fühlte sich am nächsten Morgen nahezu frisch, ver-
sah seine Amtsgeschäfte wie gewöhnlich, ja mit gesteigerter Freu-
digkeit.die seiner Stimmung noch weiter sugute kam, und als er
am späten Nachmittag zu Paula ins Zimmer trat,so hätte dieser
auch dann nichts Besonderes an ihm auffallen können, wenn sie nicht
über dies durch wichtige Nachrichten abgelenkt gewesen wäre. Ihr
Vater, so ersählte sie ihrem Verlobten, hatte vorläufig in einer
italienischen Hafenstadt Aufenthalt genommen, wo er Nachrichten
eines Jugendfreunds aus Amerika abwartete, um hievon seine näch-
sten Entscheidungen abhängig zu machen. Die Möglichkeit einer