A20: Flucht in die Finsternis (Der Verfolgte, Wahnsinn), Seite 113

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dig, unkörperlich ihm entgegenstarrte. Als in dem grünlichen Ka-
chelofen nach einiger Zeit die Holzscheite zu glimmen und zu knis-
tern begannen, setzte er sich, noch immer in seinem Pelz, auf den
schwarzen,ans Bett gerückten breitlehnigen Lederstuhl. Drei ein-
same Stunden lagen vor ihm. Sein Vorsatz war, die Zeit zu benützen,
um für alle Fälle in knapper Form die Umstände niederzuschreiben,
die ihn zu seiner plötzlichen Abreise bestimmt hattenjob nun das,
was er zu schreiben gedachte, jemals von irgend einem Menschen
gelesen werden oder ob es nur zu seiner eigenen Sammlung und Be-
ruhigung dienen sollte.
Er liess sich ein paar Bogen Kanzleipapier bringen,
setzte sich an den Schreibtisch und mit einer Sicherheit des Worts,
wie sie ihm sonst nicht zur Verfügung stand,in kurzen eindringli-
chen Sätzen,warf er, da er ganz unwillkürlich mit Daten seiner
Geburt und frühesten Kindheit begonnen,einen Abriss seines gan-
auf
zen Lebens bis zum heutigen Tage xxx Papier.
Er schrieb mit fliegender Feder zwei Stunden lang;
und die letzten Worte, die er, vorläufig abschliessend, hinsetzte,
lauteten: "Ahnung eigener Mitschuld an der Wahnidee meines Bru-
ders. Wir Beide vielleicht Erscheinungsformen ein und derselben
göttlichen Ide?? Einer von uns Beiden musste ins Dunkel. Es ward
über ihn verhängt, obwohl früher meine Schale hinüberneigte.“Er
verschloss das Geschriebene in der Reisetasche, sperrte dies
verliess das Zimmer und begab sich ins Freie.
Hinter den angelaufenen Fenstern der Wirtsstube sass
eine kleine Gesellschaft Einheimischer beim Bier, und er hörte
ihr lautes Reden auf den Platz heraus. Der spasierte weiter und