A229: Halb Zwei, Seite 9


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Er: (sehr ruhig) Jetzt... ja! - Aber ich tue das ausschliesslich, um des
Morgens erwachen zu können;— ich verbinde keinen anderen Zweck damit.-
Ich tue es nicht, um ein besonderes Vergnügen zu haben - nein. Ich tue
es auch nicht, um dich zu beleidigen. Ich unterwerfe mich einer all-
gemeinen menschlichen Notwendigkeit; einem Naturgesetzt.- Begreifet
du das?
(schaut mit grossen Augen zur Zimmerdecke auf)
Ich gebe dir mein Wort: es wäre mir tausendmal lieber, wenn ich hier
Sie:
bis zum Morgen bleiben könnte;- aber ich kann unmöglich die Naturge-
Er:
setze umstossen.-
Sie: Oh, es gibt Männer, die mehr getan haben, wenn sie wirklich liebten.
Das ist ein Irrtum, mein Schatz. Man ist für Weiber in den Tod gegangen,
bisweilen, ; aber man hat noch nie ein Naturgesetz für sie umgestossen,
Er:
das geht nämlich nicht!
Sie: Also in den Tod gehen würdest du für nicht? Dein Leben wü rderst du mir
opfern? -
Er: (bedeutende Bewegung)
Sie: über eine Stunde deines Schlafs, ein bisschen von deiner Bequemlich-
keit bin ich dir nicht wert?!
(etwas verdüstert) Aber um Gotteswillen -
Er:
O, du bist ja so falsch!...
Falsch! - Ja, sag mir nur - Ich möchte wissen, wie du zu diesem Worte
Sie:
komst! Mit demselben Rechte könntest du mir sagen, dass ich die Ge-
Er:
wohnheit habe, kleinen Kindern die Ohren abzuschneiden!
Die Ohren! Oh, du bist brutal!
Brutal! - Ich brutal! - Ah! Ah! (er steht auf und beginnt sich an¬
Sie:
Er:
zukleiden)
Sie: Das kannet du mir eben doch nicht abstreiten, dass du brutal bist.