A234: Über die Physiologie des Schaffens, Seite 4

Monsieur M.M. M.
1/1 ƒ:1 ̃, =
1: ̃ =
(Kunst)
um verstandesmässige Weiterführung von Situationen.
Noch nicht zeigen sich Gestalten, sondern nur eine höhre
Form von Figuren, wie sie sich aus Typen zu entwickeln pflegen, wenn
sich der durch den Einfall lebhafter angeregte Geist intensiver mit
ihnen beschäftigt.
Das Stück wird nach dem neuen Plan bis zur Mitte des zweiten
Aktes geführt, und hier ereignet sich Folgendes: die eine der Figuren
scheint in geheimnisvoller Weise ihre Maske abzuwerfen, oder besser:
die intuitive Gewalt des Autors (was hier keine künstlerische Wertung,
sondern nur den psychologischen Vorgang bedeuten soll) macht, dass sich
die betreffende Figur zur Gestalt emporspricht, emporhandelt, und von
diese Augenblick an auch den Gesetzen menschlicher Wahrheit untertan
sich als das zu erkennen gibt, was sie eigentlich ist, als einen Für-
sten aus der Renaissance.
Das Stück wird neu entworfen, als fünfaktiges Drama, mit haupt-
sächlich von Shakespeare Anleihen machender Technik.
Innere Tendenz zur Vereinfachung, äussere Rücksicht auf die
Forderungen des heutigen Theaters, drängen zu einer knapperen Führung.
Auf die Verwandlungen wird Verzicht geleistet, die Handlung in
eine Nacht gedrängt.
Andere Figuren gewinnen an Lebendigkeit. Gegensätzlich zu dem
Herzog entwickelt sich der Dichter.
Die Hauptfigur bleibt am längsten schemenhaft, doch wohnt ihr
von Urbeginn eine Neigung inne, sich als ein Unbewusstes, Elementares,
höchst Weibchenhaftes in die Mitte des Kreies zu stellen.
Der aus der Handlung hervorgehende Gedanke: das Weibgenie schwankt
zwischen dem Mann der Tat und dem Mann des Gedankens und müsste diesen
beiden Prinzipien in einem Manne vereinigt begegnen, um sich eine Mög-
reur