A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 8

Vater und Mutter?
Anna (hat einen der Stühle näher zu Agathe gerückt und setzt sich):
Vom Vater sehn wir schier nichts den ganzen Tag. Der ist mehr
auf der Strasse als zu Haus oder im Geschäft.
Agathe (lächelnd): Es ist eine gute Zeit für ihn! Neuigkeiten
Stunde für Stunde.
Und welche! Die Leute stehn zusammen und reissen einander
Anna:
Nun heisst es doch nieder,
die Zeitungsblätter aus der Hand. Manche glauben allen Ernstes,
voir de theren¬
dass wir die Franzosen in vier Wochen wieder haben werden.
Agathe (in der Absicht zu scherzen):... Wenn es dem Medardus
nicht gelingt, sie aufzuhalten....
Anna: Er ist noch nicht daheim?
Agathe: Nein. (Pause)
Anna:...Der Vater sagt, es war nicht so schlimm vor vier Jahren.
Sie haben sich gar nicht so übel aufgeführt, die Herren Franzo-
sen. (Vier Jahre! Mir ists, als wär es eigentlich viel länger
her und als wär es eigentlich eine ganz lustige Zeit gewesen.
Immer gabs was zu sehen... Und gar, wie unser Kaiser zurückkam,
die vielen Lichter in den Fenstern!.. Freilich waren wir noch
Kinder damals. Arbeit nur weiter. Stört dich mein Geplauder..?
Agathe: O nein, gewiss nicht.
Anna: soll ich nicht die Lampe anzünden?
gathe: Ich seh genug, bin auch gleich fertig. Sieh, Taschentücher
für Medardus sinds. Nun wäre das letzte gesäumt. Var höchste
Zeit.
Anna: Wo bleibt er denn so lang?
agathe: Weiss man je, wo mein Bunder Medardus bleibt?
nun: Aber heute müsst er doch zeitlich zu Hause sein, dächt ich,