A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 78

Caillard. Helene. Assalagny. Desolteux.
Helene: Guten Morgen, Herr Caillard, Sie sind wohl Ihrer Gewohnheit
nach, in der Stadt gewesen?
den Straper
Caillard: Jawohl, Prinzessin. Ich habe mich in der Stadt.. und auch
sin wenig auf den Bastein herumgetrieben.
Desolteux: Bewahrheitet es sich, dass man sich diesmal zur Vertei-
digung der Stadt bereit macht?
Caillard: Man möchte es beinah glauben. Die Leute erhöhen die Wehre,
sie schneiden Schiesscharten ein, die Zugbrücken werden re-
pariert, ein paar Häuser in
den Gräben sind ausammerissen
schon
werden, man sieht auch ziemlich viel Bürger in uniform herum-
stolzieren. Über mir scheint sie tun das alles mehr aus Ge¬
schäftigkeit, vielleicht um ihr Gewissen zu beruhigen, als weil
sie die Sache für ernst halten. Sie sind so guter Dinge, als
wenn es sich um die Vorbereitungen zu einem Fest handelte: Es
heisst auch, dass ein Teil der Bürgerschaft eine Bittschrift
an den Kaiser Franz gerichtet hat, die Stadt nicht den Fähr-
lichkeiten einer Belagerung auszusetzen. Erzherzog Rainer
selbst soll es befürworten. Erzherzog Max hingegen ist für dem
Widerstand.
Desolteux: Und daran, dass das französische Heer noch aufzuhalten
sein könnte, daran denken wohl wenige.
Caillard:/ Ich glaube niemand. Wenn sie auch den Erzherzog Karl...
trotz Ingolstadt und Eckmühl für einen grossen Feldherrn hal-
ten Und um gleich alles zu berichten, Ausweisungen an
die in Wien anwesenden Fremden sind bereits in grosser Zahl
ergangen.
Desolteux: So ist es wieder einmal an der Zeit, die Koffer zu packen.