A236: Der junge Medardus. Dramatische Historie in einem Vorspiel und fünf Aufzügen (Altwiener Stück, Doppelselbstmord), Seite 114

Stunde nicht so bald vergessen.
Helene: Es freut mich, meine Herren, dass Sie den Tag heute so an-
regend verbracht haben.
Dagusan: Verzeihn Sie, gnädigste Prinzessin, wir dürfen wohl ver-
sichern, dass uns bei all dem der Schmerz um den Tod Ihres
edeln Bruders keinen Augenblick lang verlassen hat.
Laffray? Es bleibt der schmerzlichste Gedanke, dass der Prinz da-
hingehn musste, ohne sein Vaterland wiedergesehn zu haben.
Helene: Sein Vaterland!.. Haben wir eins? Drei Jahre war ich alt,
als wir Frankreich verlassen mussten. Ist es noch ein Vater-
land?
Laffray: Balists, Prinzessin. Sie werden...Sie würden es fühlen,
bald Sie zurückkehrten. Ich war vor zwei Jahren in Paris,
Prinzessin, das ich nicht gesehn hatte, seit meiner Knaben-
zeit - ungefähr seit dem Tag, da man meinen Vater geköpft hat..
Helene: Sie wagten sich nach Paris...?
Laffray:.In einem kleinen Gasthof stieg ich ab - als Handlungs-
reisender Namens Dupont, und machte mich auf die Suche nach
dem Haus, in dem ich mit meinen Eltern gewohnt hatte. Ich wuss-
mehr
te den Namen der Strasse nicht und doch fand ich mich ohne Um-
weg hin und erkannte es auf den ersten Mlok. Noch eh ich es
sah, wie' zum Vorherverkündigung, begann mir mein Herz zu klopfen;
ich musste mich eilends wieder davonstehlen, denn Tränen
stürzten mir aus den Augen....
Dagusan: Welche Schicksale sind über uns verhängt, Prinzessin.
Laffray: Nein, es war nicht gut gehandelt gegen uns alle Prinzssain.
dass Ihr Herr Sommer die Welt und seine Freunde verlassen hat.
Nun sind unsre Hoffnungen dahin.