A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 4

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wöhnlichen Schulheften anzuvertrauen, falls er bei seiner
Arbeit überrascht wurde.
Es braucht gar nicht besonders betont zu werden, dass
diese Arbeiten, bis in sein frühes Mannesalter hinein, sehr
wenig Eigenes an sich haben, besonders was die Form anbelangt.
Das ist keineswegs verwunderlich, denn es ist bei allen
Dichtern von jeher der Fall gewesen. Seine schriftstelleri-
schen Versuche dieser Jahre waren Nachahmungen seiner je-
weiligen Lektüre. Schnitzler gab selbst ganz freimütig zu,
dass er in dieser Zeit die ganze Literaturgeschichte ein-
fach abgeschrieben habe. Das liegt oft so offenkundig zu Tage,
dass ein Forscher an Hand dieses Materiale ziemlich genau
feststellen könnte, mit welcher Lektüre sich der junge
Schnitzler jeweilig befasst habe. Es war eben seine litera-
rische Lehrlingszeit, in der er die Griffe kennenlernen und
sein Handgelenk üben musste.
Andrerseitsist es durchaus beachtenswert, wie frühreif,
wie selbständig im Denken und Beobachten Schnitzler in seinen
Knaben- und Jünglingsjahren doch schon war. Immer wieder
begegnet man Auffassungen, xxx Anschauungen und Formulierungen.
die eines reiferen Mannes durchaus würdig wären. Und das
Interessante dabei ist, dass man sie im späteren Schnitzler
oft wiederfindet und dass sie sich zum Teil noch bis zuletzt
mit seinen Anschauungen deckten. Nur wenige Monate vor seinen
Tode sprach er bei Gelegenheit davon, wie er sich oft
des Stiles seiner frühen Arbeiten schäme, wenn er sie einmal