A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 6

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dichten, die vom Juni bis zum September 1873 entstanden,
also in seinem elften Jahre. Schon die Titel genügen, um die
Herkunft anzudeuten: “Rom in Brand,” Ulysses und Achilles,“
"Hektors Tod," "Achilles letzte Worte, "Andromaches Trauer.
Unter dem Gesamttitel “Der Ruhm,“ geschrieben Anfang
Weben
Mai 1875, finden sich vier Gedichte mit den
"Der Phlegmatiker, "Der Sanguiniker," "Der Choleriker,“ und
"Der Melancholiker," in denen sich diese vier Typen des
bemites
menschlichen Geschlechts selbst in den ihnen eigentümlichen
Einstellungen dem nuhm gegenüber enthüllen. Die Gedichte
zeugen somit von Schnitzlers frühem Interesse für die
charakteristischen Eigenschaften der verschiedenen Menschen
und weisen auf seine spätere Beschäftigung mit der Charak-
terologie undêpologie hin.
Aus dem Jahre 1876 stammt ein gedicht "Streb und geniesse"
in dem der Vierzehnjährige sich als unbedingten Anhänger
des Hedonismus bekennt:
Steht ein Vergnügen dir offen ohn späteren Kummer und Nachteil,
Bist Du ein Narr und ein Tor, wenn Du nicht freudig geniesst.
Glaubst Du, Dein Herrgott im Himmel wird mehr sich freuen
und jubeln,
Wenn Du Sich frömmelnd kasteist und zu den Himmlischen schielst?
Lass den Engeln den Himmel, Du, Sterblicher, bleibe auf Erden,
Labe an irdischem dich, irdische Freude ist dein.
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Gewissermassen wie ein Leitmotiv zieht sich diese An-
schauung durch fast Schnitzlers ganzen Schaffen und die
meisten Personen in seinen Werken handeln auch danach.
Besonders in der Lobpreisung des diesseitigen Lebens im
Gegensatz zu der asketischen Jenseitigkeit ist er sich bis
an sein Lebensende treu geblieben.