A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 8

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in einem anderen Gedicht aus diesen Jahren, "Vereinigt
Sterben,“ finden wir denselben Gedankengang. Fritz bewirbt
sich um Olgas Liebe, ohne sie jedoch ehelichen zu wollen,
denn er weiss und erklärt ihr
dass man glücklich werden kann
Auch ohne Trauring, ohne Kirch und Pfaffen.
Was hat die Lieb mit solchem Tand zu schaffen.
Mit dieser Auffassung der Ehe war es dem Achtzehnjäh-
rigen gewiss ernst, bei seiner scharfen Beobachtungsgabe
und seinem klugen Kopf hatte er bald die ganze Unwahrheit
und innere Hohlheit dieser „göttlichen Einrichtung durchschaut,
wiesie in seiner Umgebung gepflogen wurde. Immer findet man
eine ähnliche Einstellung. Arst in späteren Jahren behandelt
er das problem der ehe in ernster und eingehender Weise,, aber
auch dann hat die kirchliche oder staatliche Zeremonie mit
der eigentlichen Frage nichts geschaffen; es ist dann eine
Prüfung der Bedingungen, unter denen zwei Menschen als Mann
und Frau zusammenleben können und dürfen.
Sehr früh auch zeigt sich eine gewisse Enttäuschung,
Weltmüdigkeit und Resignation, Gefühle, die öfters ausge-
sprochen werden. Noch als Mulus schrieb er die folgenden Verses
Ringt euch los vom Menschenleben
Dann wird sich alles von selber geben.
Aber hienieden auf dieser Erde,
Glaubt nicht, dass es jemals besser werde.
Obgleich es in den etwas späterén veröffentlichten Werken
eine ungleich grössere holle spielt, begegnen wir hier und da
auch dem Thema der weiblichen Untreue und der damit verbun-
Eifersucht
denen männlichen untreue. In etwas humorvoller Weise wird es
behandelt in einem Gedicht, das im Jahre 1889 niedergeschrie-