A240: Arbeiten über Schnitzler, Seite 9

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ben wurde:
Beträchtlich stört mein junges Liebesglück,
Dass dich ein andrer hat vor mir besessen,
Ich kann es leider nimmermehr vergessen,
Auf Jenem andern glühte dieser Blick.
Und wenn du deinen süssen Leib allnächtlich
In wilden Liebesseufzern schmieget an mich,
Denk ick, auch jener hörte die wie ich,
Und du begreifst mein Kind, das stört beträchtlich.
Man kann die Sache natürlich auch anders auffassen. Wenn
man nicht geände selbst das Opfer der Untreue ist, sondern
ein anderer dafür büssen muss, kann es sogar sehr lustig sein.
So entstand schon im April 1884 ein Gedicht, das einfach
"Gisela" betitelt ist und wovon die eine Strophe dann
später in "Episode", der dritten Anatel-Szene, so glücklich
verwendet wurde:
Um mir die böse Laune wegzufächeln,
Denk ich an deinen Bräutigam, mein Kind.
Dann vielgeliebtes Mädchen, muss ich lächeln,
Weil's Dinge gibt, die gar zu lustig sind.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass Schnitzler im Alter
von vierzehn Jahren, wahrscheinlich nach dem Vorbilde der
"Jobsiade," dem bekannten komischen Heldengedicht von Karl
Arnold Kortum, eine "Mayeriade" verfasst hat mit dem be-
schreibenden Titel:
Die Mayeriade
Ein ungemein rührendes Fragment
in 10 Singsängen
od. 166 Strophen
od. 664 Zeilen
geschrieben und gedichtet zur Erbauung
aller Jünglinge und Jungfrauen,
insonderheit der akademischen
Schuljugendonediziert
von
Arthur Schnitzler
vom 6. Juni bis 20. Oktober
1876